Allgemein,  Theologie

Quo vadis BFEG?

Der Bund Freier evangelischer Gemeinden hat entschieden. Kirche „mache den Weg frei„, „überwältigende Mehrheit dafür„, „Vielfalt der Erkenntnisse solle zulassen werden„, „Qualifikation entscheide„… die Wortwahl des Idea-Artikels bzw. die konkreten Äußerungen auf dem Bundestag des BFEG macht deutlich: die Entscheidung der Debatte über die Thematik der Frauenordination, war in erster Linie nicht von der Maßgabe des Wortes Gottes, sondern vielmehr von dem Wunsch nach „gesellschaftlicher Relevanz“ bzw. der von niemanden bestrittenen intellektuellen Befähigung von Frauen geprägt.

Beide Aspekte haben den Menschen zum Maßstab. Der Präses des Bundes bringt dies mit seiner Aussage auf den Punkt:

Alle wollten evangelisierende Gemeinden sein und die christliche Botschaft den Menschen nahe bringen. Dabei komme es auch darauf an, bedeutsam für die Menschen in der Umgebung zu sein, etwa durch soziales, diakonisches oder politisches Engagement. Ansgar Hörsting (Witten)

Wann und wodurch ist Kirche für wen bedeutsam? Wird Gemeinde Gottes durch kulturelle Relevanz gebaut, oder durch Gott und Sein Wort? Was gehört lt. Präses Hörsting zum Inhalt der christlichen Botschaft, was nicht? Zu welcher Zeit besaß denn die Botschaft von Kreuz jemals Relevanz in den Augen der jeweiligen Gesellschaft?

Mit überwältigender Mehrheit – 437 von 573 abgegebenen gültigen Stimmen d.h. mit 76,3 Prozent – stimmten die Gemeindedelegierten und Pastoren der Freien evangelischen Gemeinden (FeG) auf ihrem jährlichen „Bundestag“ für den Antrag der Bundesleitung  für die Ordination von Frauen. Der Gegenantrag erhielt lediglich 21,6 Prozent (124 Delegierte), 2,1 Prozent (12 Delegierte) enthielten sich.

Die Frage ist nun, wie es im Bund weitergeht. Bezeichnend ist, daß Präses Hösting hier allein im Bezug auf die jeweiligen Antragsteller in Kategorien von Gewinnern und Verlierern denkt. Verlassen wurde doch jedoch leztlich das Fundament der Schrift, als alleiniger Grundlage der Gemeinde.

Zwar warb Präses Ansgar Hörsting um die Einheit des Bundes trotz unterschiedlicher Erkenntnisse, allerdings wurde dieser Wunsch – berechtigter Weise – negativ aufgenommen.

Es sei „unrealistisch“ sei zu meinen, man könne mit zwei unterschiedlichen biblischen Erkenntnissen in einem Gemeindebund leben . Der Antrag der Bundesleitung missachte die in der Bibel vorgegebene unterschiedliche Beauftragung von Frauen und Männern. Gott habe Männern die Letztverantwortung in Leitung und Lehre übertragen. Im Kern gehe es um die Frage, ob Aussagen der Bibel auch heute gelten oder als kulturbedingt und damit als überholt verstanden werden sollten. Zahn befürchtet ein „sukzessives Entkernen“ der Bibel. Pastor Friedrich Zahn, Idea

Einheit um den Preis der Wahrheit darf und kann es jedoch nicht geben.

sdg
apologet

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27 Kommentare

  • Peter

    das ist ein schwarzer Tag für den Bund.
    Ich schäme mich deswegen.
    „Alle wollten evangelisierende Gemeinden sein und die christliche Botschaft den Menschen nahe bringen. “ Wie sie das machen wollen ist mir bis heute ein Rätsel.

  • apologet

    Hallo Peter,
    mußte die letzten Tage viel an Dich und Deine Gemeinde denken… und ja, was darunter verstanden wird und wie sie das machen wollen erschließt sich mir auch nicht.
    Lg
    Andreas

  • Peter

    Zum Glück sind unsere Pastoren und Älteste Bibeltreu und tragen diesen Beschluss nicht mit.
    Ebenso steht unsere Gemeinde hinter der gesamten Gemeindeleitung.
    Somit bin ich momentan nicht Gemeindelos.
    Sollte es hier in unserer Gemeinde anders kommen dann wäre das ein sehr großes Problem.
    Lg
    Peter

  • apologet

    Ich frage mich welche bzw. wie weitgehende Konsequenzen diese Entscheidung nach sich zieht. Zumindest Pastor Friedrich Zahn hat sich ja recht klar und eindeutig positioniert. Ob es in seiner und den Gemeinden der anderen 124 Delegierten genau so aussieht wie in Deiner? Ich hoffe es!
    LG
    Andreas

  • Carsten

    Nicht erschreckt mich von einer Frau das Wort Gottes verkündigt zu bekommen, sondern wenn am Wort Gottes vorbei Rechtgläubigkeit bemessen wird.
    In der gleichen Bibel, aus der Frauen das Predigeramt versagt wird, lese ich, dass der Buchstabe tötet, aber der Geist lebendig macht. Wollen wir denn tatsächlich am Buchstaben festhalten, der für mich im Korintherbrief in einem bestimmten Zusammenhang steht und Antwort auf Fragen gibt, die uns aber unbekannt sind, dafür aber im Zusammenhang mit der Zungenrede steht? Oder wollen wir mit 1. Timotheus 2 alle versöhnenden, uns zu Geschwister in Christo machenden Aussagen Christi aufheben? In Christus fallen die Unterschiede. Das lese ich mehrfach.
    Das Frauen das Evangelium nicht verkündigen dürfen, lese ich aber nirgends. Und da sei auch Gott vor!
    Diese gleiche Bibel änderte mein Weltbild. Änderte meine Sicht auf meinen Nächsten. Auch dafür starb mein Herr am Kreuz, damit diese Unterschiede fallen. Und gerade die Liebe meines Herrn macht mir deutlich, dass er nicht Gefallen an der Liebe zum Wort, sondern an der Liebe zu ihm und dem Nächsten hat. Bibeltreue verlangt er genauso wenig von mir, wie das Unterlassen der Ährenraufens, des Belassen des Schafes in der Grube und das Nichtheilen am Sabbath.
    Nonchalant wird über andere Bibelstellen hinwegegegangen, wie z.B. das Beten für die Obrigkeit, die Ermahnung zu schlichter Kleidung etc. oder gar dass die Berufung zum Pastor überhaupt nicht in der Schrift erwähnt wird und im Gegensatz zur Ältestenwahl weit weniger kritisch dessen Lebensumstände im Vorraus berrücksichtigt werden; aber bei der Berufung der Frauen zum Predigerdienst (-also dürfen Frauen das Evangelium nicht verkünden? Oder nur den Männern nicht?-) wird auf’s kleinste Jota beharrt und der Rest der evangelischen oder evangeliumsgemässen Lehre fällt hinten runter!

    Darüber sollten wir nachdenken! (Aber ich wahrscheinlich bekomm ich’s gleich wieder mit dem Wort hinter die Ohren…)

  • Stephan

    Wohin es geht, sieht man im gesamten Verlauf des 18.09.: nach 50 Jahren das Ende der Zeltmission mangels Nachfrage aus den Gemeinden. Neue Missionskonzepte? Fehlanzeige.

    Stattdessen der krampfhafte Versuch, neue Gemeinden zu gründen (nur die Zahl zählt). Wenn man sich vor Augen hält, dass eine finanziell unabhängige Gemeinde aus 50-80 Mitgliedern bestehen müßte, dann entspricht das 6-10 Hauskreisen. Nur – ich sehe keine Hauskreisgründungen bei der FeG. Denn es gibt (auch) zu wenig geeignete Hauskreisleiter. Ich sehe subventionierte Gemeindegründungen, die es nach mehreren Jahren auf 2 Sofagruppen gebracht haben. Allerdings sehe ich auch, wie viele Gemeinden dicht machen bzw. demnächst dicht machen werden.

    Was mich beruhigt: der Bund FeG ist mittlerweile viele finanzielle Verpflichtungen eingegangen (z.B. Ewersbach, Bundessekretäre, und andere Investitionen/Einrichtungen). Nach dem Abstimmergebnis werden sich 20% der Gemeinden(bzw. -Mitglieder) allerdings überlegen, wie viel ihnen der Bund noch wert ist, sofern sie überhaupt dabei bleiben.
    Die Konsequenzen werden wir daher in wenigen Jahren sehen.

  • Anna

    Hallo,
    wie würdet ihr dieses Ergebnis (21, 6 % Stimmen für den Gegenantrag) erklären?
    So ein Ergebnis kommt doch nicht aus dem „Nichts“.
    Der Boden muss doch lange bereitet worden sein, auf dem solche Früchte wachsen – oder nicht?

    Anna

  • apologet

    @Carsten
    Hallo Carsten, mein ganzes Leben begegnen mir Frauen als kompetente Lehrer, Gesprächspartner, Vorgesetzte und ohne Zweifel auch Verkündigerinnen des Evangeliums in den unterschiedlichsten Weisen.

    Das steht in keinster Weise zur Debatte.

    Zum Thema Buchstabe und Geist magst Du bei Interesse hier, zur Zungenrede hier etwas lesen. Das in Christus die Unterscheidung zwischen Juden und Griechen aufgehoben bzw. das Heil Mann, Frau, Sklave und Freien unterschiedslos gilt, berührt die unterschiedliche Beauftragung dagegen keineswegs.

    Das Frauen das Evangelium verkündigen dürfen bestreitet niemand, allerdings das diese öffentlich und mit Lehrautorität der Gemeinde vorstehen darf (mehr dazu hier). Dies ist biblisch nicht zu bestreiten und wird von den Vertretern der Gegenposition nur unter Zuhilfenahme bibelkritischer und/oder kulturrelevanter Argumente ausgehebelt.

    Wer darauf pocht das ganze Evangelium berücksichtigt zu sehen, sollte dies ja gerade beachten.
    sdg
    Andreas

  • apologet

    Anna :
    Hallo,
    wie würdet ihr dieses Ergebnis (21, 6 % Stimmen für den Gegenantrag) erklären?
    So ein Ergebnis kommt doch nicht aus dem „Nichts“.

    Hi Anna, das Ergebnis – so traurig es ist – kann nicht wirklich überraschen. Auf der einen Seite zeichnete sich ja bereits im Jahr 2000 (Betanien-Kommentar) ab, das sich die Mehrheiten längst in diese Richtung entwickelt haben, auf der anderen wird es immer einen kleinen Rest geben, der an der unbequemen, aber schriftgemäßen Wahrheit festhält.

    Man kann davon ausgehen, das sich diese Pastoren und Älteste kennen, oder hoffentlich bald besser kennen lernen werden. Pastor Friedrich Zahn deutet ja durchaus offen eine Trennung an. Die Frage ist, ob die Gemeinde jeweils hinter ihren Pastoren stehen…

    Anna :
    Der Boden muss doch lange bereitet worden sein, auf dem solche Früchte wachsen – oder nicht?
    Anna

    Das sehe ich auch so und meine, das es wohl guter Boden ist.
    sdg
    Andreas

  • apologet

    Hi Stefan, mir fiel dieser Zusammenhang auch auf. Man will „evangelisierende Gemeinde“ sein, stellt aber die Zeltmission ein. Dafür nimmt man lieber fertige Gemeinden auf. Das ist auch eine Art von „Wachstum“.

    Bei aller berechtigten Sorge können wir aber dennoch gewiss sein, daß Gott Seine Gemeinde baut. Das hat – biblisch betrachtet – nichts mit großem, zahlenmäßigem Wachstum zu tun, aber Gott sammelt Seine Erwählten und verliert dabei niemanden.
    sdg
    Andreas

  • Stephan

    @Andreas: Ja, Gott wird seine Gemeinde weiterhin bauen. Für die FeGs besteht allerdings die Gefahr, dass das vermeintliche Wachstum zur Reduzierung des primären Auftrages, der Mission, führt. Und viele Gemeindemitglieder wiegen sich aufgrund von Statistiken in einer Selbstsicherheit, denn „man tut doch was“. Warnungen / Ermahnungen werden daher nicht mehr angenommen.

    @Anna: vor zwei Jahren gab es 64% Zustimmung, jetzt 72%. Das hört sich nach viel mehr an, aber in den letzten 2 Jahren gab es mathematisch gesehen „nur wenige“ Stimmenverschiebungen. Es werden halt die „richtigen“ Leute von den Gemeinden zum Bundestag geschickt. Wie und mit welchen Methoden das funktioniert, habe ich selbst erleben müssen.

    Und das ganze ist tatsächlich von langer Hand vorbereitet, mit Methoden, die man sonst nur aus der Politik kennt.
    Beispiel: die erfolgreichen Bemühungen, dass die theologische Ausbildung mit einem staatlich anerkannten Abschluß endet. Damit das funktioniert, müssen Frauen Zugang zu dem Studiengang haben, und wenn man die dann ausgebildet hat, dann muß man denen doch auch ein Betätigungsfeld bieten.
    Anderes Beispiel: Zulassung der Frau zum Ältestenamt, schon vor Jahren. Damals war es nur eine Frage der jeweiligen Gemeinde, ob sie das zulassen wollte. Pastorinnen und deren Ausbildung werden aber vom ganzen Bund finanziell und verantwortlich getragen, und von daher ist die Situation jetzt, dass man sich als einzelne Gemeinde / Gemeindemitglied fragen muß, ob man das mit verantworten möchte.

  • apologet

    @Stephan : die Weichenstellung in Richtung Veränderung scheint mir tatsächlich nicht erst aktuell, sondern schon vor längerer Zeit vorgenommen worden zu sein.
    Ich hielte es jedoch für unrealistisch anzunehmen, daß Mahner breite Zustimmung erfahren. „Prophet“ zu sein war immer schon ein unbequemer Job…

    Vieles kann man natürlich nur beurteilen, wenn man – wie Du – unmittelbar betroffen ist und Internas kennt. So, wie ich es aus meiner eigenen Gemeindegeschichte kenne, erscheint mir Deine Einschätzung der Vorgehensweise aber leider allzu vertraut.

    Zwar meine ich durchaus nicht, daß die Bemühung um staatlich anerkannte Abschlüße zwingend zur Frauenordination führt, aber als sukzessiver Bestandteil einer Strategie um ebensolches zu erreichen, wäre das eine logische Vorgehensweise.

    War für die Öffnung des Ältestenamtes für Frauen damals auch eine 2/3 Mehrheit des Bundestages notwendig?
    sdg
    Andreas

  • Stephan

    Das Thema Ältestenamt für Frauen lag in der Diskussion noch vor der Zeit, als ich aktiv war. Dem Vernehmen nach von älteren Gemeindemitgliedern war aufgrund von Anfragen aus Gemeinden eine Ausarbeitung / Stellungnahme der Bundesleitung (unter feg -> Texte zu finden, „Frauen in der Gemeindeleitung“, der Begriff „Älteste“ wurde im Titel vermieden) im Jahr 2000 notwendig, und als solche wohl nicht vor dem Bundestag abnickpflichtig gewesen.
    Es gab Mahner, auch in meiner ehemaligen Gemeinde, die vorhersagten, was kommen wird. Schließlich: Titus 1,9 (…daß er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen.) Spricht man einer Frau die Möglichkeit des Ältestenamtes zu, dann spricht man ihr automatisch die Möglichkeit der Ausübung der Lehre zu.
    Aber nicht überall ist Ninive …

  • Carsten

    @ Andreas

    Hallo Andreas, vielen Dank für die Antwort und die links.

    Hmm… bei der ganzen Debatte dreht man sich im Kreis; dass habe mittlerweile sogar ich verstanden.
    Was ich aber bei der Diskussion über bibeltreu, buchstabentreu etc. nicht verstehe ist Folgendes:
    Bibeltreu scheint zu bedeuten, dass keinerlei Entwicklung statthaft ist, da man damit ja dem Zeitgeist dient.
    Andererseits legt die Bibel selbst ja Zeugnis über stetige Entwicklung und neue Erkenntnis ab.
    So habe ich fast keinen Sklaven mehr, erlaube mir, schriftwidrig, meine Kinder nicht zu züchtigen und auch meine Frau darf, mit meiner Billigung, unbedeckten Hauptes in meiner Gemeinde beten (Wobei ich ehrlicherweise Zweifel habe, ob meine Frau sich von mir diesbezüglich Weisungen geben lassen würde). Auch habe ich schon einmal Blutwurst genossen, obwohl das im Apostelkonzil auch den Heidenchristen untersagt ist und ich nicht sehe, dass dies aufgehoben wurde. Andererseits könnte man meinen, dass das Apostelkonzil hier eindeutig gegen ein Herrenwort verstoßen hat (Mk. 7,19). Aber wir wissen, dass die Apostel das aus Liebe ggü. den Judenchristen taten. Andererseits habe ich auch schon bibeltreue Bänker gesehen, die von ihren Brüdern Zinsen nahmen.
    Hat nun das Wort Paulus’ in 1. Timotheus tatsächlich diese Bedeutung, dass es über allem steht? Auch über der Inkonsequenz, der Christen täglich erliegen?
    Dieses eine Wort des Paulus, von dem wir nicht wissen in welche Situation es gesprochen ist, hebt das Gesetz Christi auf? Bei Jesus wie auch bei Paulus wird mehrmals hingewiesen, dass die Schranken in Christo gefallen sind. Weshalb nicht hier? Und was würde die Nichtbeachtung bewirken? Was wäre die Konsequenz? Feuer vom Himmel? Deswegen, weil mein Gewissen durch die Beschäftigung mit dem Wort Gottes geschärft wurde und ich deswegen diese Aufgabentrennung der Geschlechter nicht mehr klar nachvollziehen kann?
    Ja, – und ich sage nun das böse Wort-, wir leben im 21. Jahrhundert. Und da ich Geschichte ein wenig kenne, weiß ich recht wohl, dass wir uns nicht einbilden dürfen, nun so sehr viel schlauer zu sein als die vorangegangenen Generationen. Und der Zeitgeist irrt mannigfaltig.
    Und dennoch entwickeln sich Umstände heraus, die damalige Weisungen heute nicht mehr als opportun erscheinen lassen. Denn wir finden in der Kopftuchfrage ähnliche hierarchische Begründungen wie sie jetzt bei der Pastorinnenfrage in den Ring geworfen werden, ja eigentlich sogar noch stärkere. Und dennoch wird in den meisten Gemeinden darüber hinweggesehen.
    Hinzu kommt, ganz zeitgeistlich gesprochen, dass Frauen heutzutage ein ganz anderer Bildungszugang (nach harten Kämpfen in der Vergangenheit -auch mit damaliger Opposition vieler Christen-) ermöglicht wird und die Frau heute ein Bildungsniveau erreicht hat, dass Männern ebenbürtig ist, wenn nicht sogar dieses übersteigt (2007 waren über 53% der Abiturienten weiblich). Überspitzt könnte man somit fragen, ob wir das Pastorenamt der ungebildeteren Minderheit allein überlassen wollen?
    Aber ich will nicht polemisieren. Entschuldige.

    Dennoch bleibt immer die Frage des rechten Umgangs mit der Schrift: Was will unser Herr, das wir tun?
    Ich verstehe, dass er Barmherzigkeit und Liebe einfordert, nicht buchstäbliche Bibeltreue. Das lese ich eigentlich nirgends. Das Wort muss aufgrund dieser Basis verstanden werden und sich in der Auslegung daran messen. Das ist Geist.
    Wie konsequent sind wir also wirklich? In der Liebe sollte es für keinen von uns Inkonsequenz geben.
    Aber eine Übertretung dieses Gebotes sehe ich in der Zulassung von Pastorinnen nicht. Eher schon in deren Ablehnung in diesem Amt. Denn hier siegt dann vermeintlicher ‘Gehorsam’ über Liebe und Barmherzigkeit.
    Meine ich.

    LG & pfscf

  • apologet

    @Carsten

    Carsten :
    Hallo Andreas, vielen Dank für die Antwort und die links.

    Hmm… bei der ganzen Debatte dreht man sich im Kreis; dass habe mittlerweile sogar ich verstanden.
    Was ich aber bei der Diskussion über bibeltreu, buchstabentreu etc. nicht verstehe ist Folgendes:
    Bibeltreu scheint zu bedeuten, dass keinerlei Entwicklung statthaft ist, da man damit ja dem Zeitgeist dient.
    Andererseits legt die Bibel selbst ja Zeugnis über stetige Entwicklung und neue Erkenntnis ab.

    Zwei Dinge müßen unterschieden werden:

    Die Offenbarung Gottes, in den at’lichen und den nt’lichen Schriften, als autoratives Wort Gottes.
    Und einer von positiven und negativen Entwicklungen gekennzeichnete Kirchengeschichte.

    Letztere erfuhr durch das Erstgenannte immer wieder Reformationen. Wohingegen eine Abkehr vom Wort Gottes – egal in welcher Weise – prinzipiell zu Fehlentwicklungen, Irrlehren etc. führte.

    Zudem ist der Begriff „Entwicklung“ höchst missverständlich. Das Wort Gottes ist abgeschlossen und die in diesem vermittelte Erkenntnis unveränderlich. Das was Du mit „Entwicklung“ meinst, wird in der Schrift selbst anders beurteilt: Christus als das Original gegenüber dem Schatten, die Gemeinde das Erwachsene gegenüber dem Kindlichen, das Evangelium als enthüllte Erkenntnis etc.

    Carsten :
    So habe ich fast keinen Sklaven mehr, erlaube mir, schriftwidrig, meine Kinder nicht zu züchtigen und auch meine Frau darf, mit meiner Billigung, unbedeckten Hauptes in meiner Gemeinde beten (Wobei ich ehrlicherweise Zweifel habe, ob meine Frau sich von mir diesbezüglich Weisungen geben lassen würde). Auch habe ich schon einmal Blutwurst genossen, obwohl das im Apostelkonzil auch den Heidenchristen untersagt ist und ich nicht sehe, dass dies aufgehoben wurde. Andererseits könnte man meinen, dass das Apostelkonzil hier eindeutig gegen ein Herrenwort verstoßen hat (Mk. 7,19). Aber wir wissen, dass die Apostel das aus Liebe ggü. den Judenchristen taten. Andererseits habe ich auch schon bibeltreue Bänker gesehen, die von ihren Brüdern Zinsen nahmen.

    Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Dein Kommentar macht es nicht leicht zu antworten. „Sklaverei“ und andere von Dir angeführte Themen müßten jeweils separat behandelt werden. Die häufigste Ursache für so viele Mißverständnisse ist eine defizitäre Hermeneutik.

    Carsten :
    Hat nun das Wort Paulus’ in 1. Timotheus tatsächlich diese Bedeutung, dass es über allem steht? Auch über der Inkonsequenz, der Christen täglich erliegen?
    Dieses eine Wort des Paulus, von dem wir nicht wissen in welche Situation es gesprochen ist, hebt das Gesetz Christi auf?

    Wer behauptet das die historische Situation unbekannt sei? Die historisch-kritische Methodik?
    Welches Gesetz Christi meinst Du in Stellung bringen zu können? Hat nicht Christus unmissverständlich das Gesetz und die Propheten bestätigt?

    Carsten :
    Bei Jesus wie auch bei Paulus wird mehrmals hingewiesen, dass die Schranken in Christo gefallen sind. Weshalb nicht hier? Und was würde die Nichtbeachtung bewirken? Was wäre die Konsequenz? Feuer vom Himmel? Deswegen, weil mein Gewissen durch die Beschäftigung mit dem Wort Gottes geschärft wurde und ich deswegen diese Aufgabentrennung der Geschlechter nicht mehr klar nachvollziehen kann?

    Das ist eine ad hominem Argumentation mit der Du jedem, der Deine Meinung nicht teilt unterstellst, kein geschärftes Gewissen zu besitzen. Aber es steht Dir frei, Deine Behauptungen biblisch zu belegen.

    Carsten :
    Ja, – und ich sage nun das böse Wort-, wir leben im 21. Jahrhundert. Und da ich Geschichte ein wenig kenne, weiß ich recht wohl, dass wir uns nicht einbilden dürfen, nun so sehr viel schlauer zu sein als die vorangegangenen Generationen. Und der Zeitgeist irrt mannigfaltig.
    Und dennoch entwickeln sich Umstände heraus, die damalige Weisungen heute nicht mehr als opportun erscheinen lassen. Denn wir finden in der Kopftuchfrage ähnliche hierarchische Begründungen wie sie jetzt bei der Pastorinnenfrage in den Ring geworfen werden, ja eigentlich sogar noch stärkere. Und dennoch wird in den meisten Gemeinden darüber hinweggesehen.
    Hinzu kommt, ganz zeitgeistlich gesprochen, dass Frauen heutzutage ein ganz anderer Bildungszugang (nach harten Kämpfen in der Vergangenheit -auch mit damaliger Opposition vieler Christen-) ermöglicht wird und die Frau heute ein Bildungsniveau erreicht hat, dass Männern ebenbürtig ist, wenn nicht sogar dieses übersteigt (2007 waren über 53% der Abiturienten weiblich). Überspitzt könnte man somit fragen, ob wir das Pastorenamt der ungebildeteren Minderheit allein überlassen wollen?
    Aber ich will nicht polemisieren. Entschuldige.

    Oh, ich habe kein Problem mit sachorientierter Polemik, sofern diese auf solider Argumentationsbasis aufbaut. Wer bitte, hat Dich jedoch z.B. auf die irrige Idee gebracht, fehlende Bildung wäre eine historische Begründung für vorenthaltene Frauenordination. Frauen aus allen Sozial- und Bildungsschichten zählten von Anfang an zur Gemeinde… bis hinein ins Kaiserhaus.

    Das paulinische Argument richtet sich ja gerade gegen die entstandene Situation, in welcher gut situierte und gebildete Frauen begannen die Verhältnisse – Paulus begründet hier ausdrücklich mit der Schöpfungsordnung – umzukehren und Lehrautorität auszuüben.

    Carsten :
    Dennoch bleibt immer die Frage des rechten Umgangs mit der Schrift: Was will unser Herr, das wir tun?
    Ich verstehe, dass er Barmherzigkeit und Liebe einfordert, nicht buchstäbliche Bibeltreue. Das lese ich eigentlich nirgends.

    Dann liest Du selektiv. Christus bestätigt in unglaublich vielen Stellen den Anspruch der Schrift und widerspricht einer solchen Lehre ausdrücklich, wenn Er sagt, das sich Liebe im Gehorsam beweist. Alles andere sind hohle Worte und Heuchelei.

    Carsten :
    Das Wort muss aufgrund dieser Basis verstanden werden und sich in der Auslegung daran messen. Das ist Geist.

    Wessen Geist? Ich bevorzuge eine christuszentrierte Hermeneutik. Und dieser widerspricht Dir fundamental:

    Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer mich aber nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Joh14:23ff

    Carsten :
    Wie konsequent sind wir also wirklich? In der Liebe sollte es für keinen von uns Inkonsequenz geben.
    Aber eine Übertretung dieses Gebotes sehe ich in der Zulassung von Pastorinnen nicht. Eher schon in deren Ablehnung in diesem Amt. Denn hier siegt dann vermeintlicher ‘Gehorsam’ über Liebe und Barmherzigkeit.
    Meine ich.

    LG & pfscf

    Über Deine Konsequenz kann ich nichts sagen. Aber wie Du siehst, habe ich begründeter Weise eine ganz andere Meinung.
    sdg
    Andreas

  • sven

    …ich werde gerade „genötigt“ die Jugendarbeit aufzugeben, die Gemeindeleitung hat mittels einer Wahl entschieden eine professionelle Jugendleiterin einzustellen.
    Da ich das für unbiblisch halte, beende ich meine Mitarbeit und starte einen neuen Dienst.
    Für manche ist meine Sicht kleinlich, für andere dumm, rechthaberisch, diskriminierend – für mich leider einzige Weg.
    Ich bezweifel nicht die menschlichen Fähigkeiten einer Frau, sondern sehe und beachte, wie im Artikl bereits dargestellt, die unterschiedlichen Beauftragungen. Nur weil ich nicht unfähig bin, bin ich nicht gleich berufen.

  • apologet

    @sven
    Hallo Sven, die Vorgehensweise der Gemeindeleitung sollte hier nicht diskutiert werden.

    Davon unbenommen, erkenne ich allerdings in einer „Jugendleiterin“ kein theologisches Problem.

    Auch wenn nicht in jeder Gemeinde ein konkret so genanntes „Diakonat“ existiert, ist eine solche Funktion doch eher dort einzuordnen. Jugendleiter stehen grundsätzlich unter der geistlichen Verantwortung und Aufsicht der Ältestenschaft. Das Problem einer autorativen Lehrfunktion entsteht überhaupt nicht.

    Wie allerdings stellst Du Dir einen „neuen Dienst“ vor? In Absprache mit der Gemeindeleitung, oder ohne?
    LG
    Andreas

  • christozentrisch

    Quo vadis BFEG? Die Antwort ist einfach: ungefähr dahin, wo die EKD heute steht.
    Wie gesellschaftsrelevant sind die FEG wirklich? Sie sind in den Augen der Bürger ungefähr so relevant wie der Bund der Tierfreunde: nicht mehr.
    Wenn sie aber den heutigen Trend weiter verfolgen, werden sie bald in Gottes Augen keine Relevanz mehr haben.
    Jean-Louis

  • apologet

    @christozentrisch
    Hallo Jean-Louis, es bleibt mir nur, Dir umfänglich zustimmen.

    Os Guinness hat dazu mal gesagt:

    Diese übertriebene Halbwahrheit, dass die Gemeinde ‘auf Bedürfnisse eingehen‘ müsse … bringt ungewollte Folgen mit sich. Genauso wie das moderne Streben der Gemeindewachstumsbewegung nach ‘Relevanz‘ deren Weg in die Irrelevanz sein wird, so wird auch die moderne Sorge um ‘Bedürfnisse‘ die Gemeinde zu einem Resonanzboden für modischen Bedürfnisse machen, der die eine Stimme übertönen wird, die das wirkliche menschliche Bedürfnis hinter allen wahrgenommenen Bedürfnissen anspricht. Denn wenn echte Bedürfnisse ein erster Schritt hin zum Glauben und Gebet sind, dann sind falsche Bedürfnisse deren Gegenteil. Wie George Macdonald beobachtete: ‘Das Bedürfnis, das keines ist, ist ein Dämon, der deinem Leben den Saft aussaugt.‘“

    LG
    Andreas

  • Anton Kerber

    Was wollt ihr eigentlich? In der Bibel steht „Es gibt keinen Gott“ in der Bibel steht; daß die Erde so wie sie jetzt besteht ewig bestehen bleiben wird. Mit anderen Worten: Ich kann mit der Bibel alles beweisen. Die absolute Autorität der Bibel ist in Ewersbach längst unterminiert. Der nächste Schritt der kommen wird; ist die Zulassung homosexueller Prediger. Ihr glaubt es nicht? Wir sprechen uns in 10 Jahren wieder.

  • apologet

    @Anton Kerber
    Hi Anton, dem würden die heutigen Befürworter der Frauenordination sicherlich vehement widersprechen, aber ich sehe diese Entwicklung nicht anders als Du.
    LG
    Andreas

  • Peter

    „Der nächste Schritt der kommen wird; ist die Zulassung homosexueller Prediger. Ihr glaubt es nicht? Wir sprechen uns in 10 Jahren wieder.“
    Nein nicht in 10 Jahren sondern in den nächsten 2-3 Jahren.
    LG
    Peter

  • sven

    @apologet
    die Vorgehensweise der Gemeindeleitung stellte ich nur als Rahmer dar – nicht als Diskussionsgrundlage. Die Jugendleiterin verstehe ich nicht als diakonischen Dienst, obwohl zwar die Ältestenschaft die Gesamtleitung hat, wird doch die Leitungs und Lehraufgabe der übrigen Mitarbeiter an sie delegiert, womit ich mich durch Weisung der Ältesten unterzuordnen habe.

    Damit treffen wir also auf die Frage, wann beginnt Lehre und Leitung im biblischen Sinne und wer definiert das? Bei uns wird der Begriff „Leitung“ im Zusammenhang gerne getauscht gegen neutralere Begriffe, die weniger Anstoß bieten – aber ist das im Sinne des Erfinders? So ist Gottesdienstleitung, jetzt Moderation…ua.

    Den neuen Dienst habe ich in Absprache mit der aktuellen Jugendleitung (einem Ältesten) begonnen. Eine ergänzende Jugendbibelstunde.
    Ich denke Du spieltest auf Rebellion gegen Ältestenschaft meinerseits an? Denke ich darf da ein reines Gewissen haben.

  • apologet

    @sven
    Hi,
    bereits eine biblische Begründung für das Amt bzw. den Dienst der „Jugendleitung“ existiert nicht. Die gesamte moderne gemeindliche Struktur, mit einer „alten Gemeinde„, einer Jugendgruppe, Jungschar, Kinderarbeit wird in der Schrift nicht erwähnt.

    Das heißt dann zwar nicht, daß man Gemeinde so nicht organisieren könnte, aber keineswegs, das die Lehrvermittlung eines Jugendlichen lehrverbindlich wäre. Es sei denn, Eure Gemeindeleitung (Pastor, Älteste) haben der Jugendleitung dieses offiziell zugebilligt. Das halte ich jedoch für mehr als unwahrscheinlich…

    Zur Frage der Lehrautorität verweise ich der Einfachkeit halber nochmal auf meinen Artikel oben.

    Ansonsten war es lediglich eine Frage, keine Anspielung.
    LG
    apologet