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Taufe – Symbol oder Gnadenzeichen?

Die Frage nach der Notwendigkeit der Taufe ist eine moderne Frage, welche sich nur mit der grundsätzlichen Hinterfragung absoluter Wahrheiten erklären läßt. Besteht keine Notwendigkeit, stellt Taufe offensichtlich ein bloßes Ritual dar. Vertreter dieser Ansicht begründen ihre dennoch vorhandene Tauflehre mit einem öffentlichen „Bekenntnis“ und „Gehorsam“, da Christus diese ja angeordnet habe. Eine befriedigende Antwort darauf „was“ Taufe sei, „wann“ oder gar „ob“ diese notwendigerweise zu vollziehen ist, wird in der Regel nicht abschließend gegeben.

In der Hauptsache existieren drei Antwortrichtungen. Wenn man sich der Frage nach dem Wesen der Taufe aus dem Blickwinkel der Schrift nähert, fällt dem aufmerksamen Leser jedoch schnell ein enger inhaltlicher Zusammenhang zwischen Taufe und Herrenmahl auf. Auf diesen gehe ich nachfolgend bei meinem Klärungsversuch kurz ein.

  1. Sakramentalismus – ex opere operato
  2. Symbolik – Gehorsam/Gedächtnis
  3. Gnadenmittel – Bundeszeichen

Sakramentalismus

Römisch-katholischem Verständnis folgend, bewirkt das Wasser bei dem rechtmäßig gespendeten Sakrament der Taufe selbst die Wiedergeburt bzw. wird Brot und Wein in der Eucharistie selbst wesenhaft zu Christus (ex opere operato= lat.: „durch die vollzogene Handlung“, „das, was durch das Tun an sich geschieht“). Dieses heidnisch-magische Ritual-Verständnis ist aus gutem Grund abzulehnen.

Symbolik

Ausgehend von Zwingli und den Baptisten hat sich (insbesondere in der evangelikalen Bewegung) ein sehr anthropozentriertes Verständnis entwickelt, welches in der Taufe lediglich einen Gehorsamsschritt und in dem Abendmahl eine Gedächtnismahlfeier des Menschen erkennen kann. Allein der Mensch, nicht Gott handelt. Nicht selten, wenn auch nicht zwangsläufig, geht mit diesem Verständnis eine gewisse Geringschätzung – in Praxis und Theologie – der Taufe und des Abendmahls einher. Beides erscheint eher als symbolisches Beiwerk und ist mehr oder weniger verzichtbar. Der Frage nach dem Wesen der Taufe oder des Herrenmahls wird zumeist ausgewichen bzw. wird diese nur defizitär beantwortet.

Gnadenmittel

Mein Antwortversuch wird grundlegend von den fünf reformatorischen Sola getragen. Denn bei Taufe und Herrenmahl geht es allein um Christus und den Glauben (fide) an Ihn, Seine Gnade (gratia) an uns wird uns durch Sein Wort (scriptura) zuteil, und in allem wirkt Gott (deo gloria) ausschließlich zu Seiner Verherrlichung.

Jeder Antwortversuch wird von verschiedenen (hermeneutischen) Vorannahmen beeinflußt, welche sich hier im Wesentlichen auf folgende Bereiche eingrenzen lassen:

Hermeneutik

Wer meint, er lese die Bibel ohne diese (bzw. andere) Vorannahmen irrt. Ich gehe davon aus, das ein alles umfassender Bund existiert: der eine Bund, welchen Gott zugunsten der gefallenen Menschheit beschlossen hat. Dieser Bund ist der eine, ewige Bund, geschlossen in der Ewigkeit und in Kraft gesetzt durch das Blut Christi am Kreuz von Golgatha. Die einzige Bedingung war und ist der Glaube.

Alle in der Schrift angeführten Bündnisse, sind keine verschiedene Bunde, sondern unterschiedliche Offenbarungen dieses einen Bundes. Dieser verschiedentlich erneuerte Bund (Noah-, Abraham, Sinaibund und Neuer Bund) ist gekennzeichnet durch unterschiedliche Zeichen, jedoch existiert nur ein einziges Volk Gottes, die Ekklesia, welche sich aus allen Gläubigen in der Menschheitsgeschichte zusammensetzt. Das heute gültige Zeichen ist die Taufe. Bekehrung ist kein augenblickliches Ereignis, sondern eine Entwicklung in welcher der wirksame Same des Wortes schlußendlich zur Wiedergeburt führt.

Taufe und Herrenmahl stehen – so wie ich es verstehe – in einem unmittelbaren und nicht trennbaren Zusammenhang und sind sichere Zeugnisse und wirksame Zeichen der Gnade, des Entschlusses und der Verheißung Gottes an uns. Durch diese faßbaren Mittel der Gnade wirkt Gott selbst, belebt den Glauben an ihn nicht nur, sondern stärkt und bestätigt diesen auch.

Gnadenmittel bewirken jedoch auch nicht automatisch Heil bzw. Rettung. Der von Gott gewirkte Glauben muß dazu kommen.

Viele Aspekte, wie „Gehorsam“, „Gedächtnis“ oder „Bekenntnis“ gehören dazu, bleiben aber unzureichend bzw. geben nicht vollständig wieder was die Schrift über die Taufe sagt. Natürlich haben Anordnungen Gottes grundsätzlich Anspruch auf Gehorsam, aber darum geht es überhaupt nicht. In der Taufe gibt nicht der Mensch Gott was dieser Ihm schuldig ist, im Gegenteil kommt Gott dem Menschen zu Hilfe in Seiner Gnade…

Die einmalige Taufe und das wiederholte Herrenmahl stehen nicht in einem geistlich „luftleeren Raum“, stellen nicht etwas vollkommen Neues dar, sondern knüpfen an die Bundeszeichen des Alten Bundes an, dem Passahmahl und der Beschneidung. Als Bundeszeichen des Neuen Bundes stehen beide demnach in unmittelbarer Kontinuität wie auch Diskontinuität zu den Zeichen des Alten Bundes. Der Hebräerbrief nennt diese „Schatten“ bzw. „Abbilder“.

„Der Eingangsritus in die Gemeinde des neuen Bundes ist die Taufe“ (Anm. zu 1. Mose 17,12). „Taufe und Herrenmahl, die den alten Bundesritualen der Beschneidung und des Passah entsprechen und an ihre Stelle getreten sind, sind Bundesriten“ (S. 36). „Taufe … und Herrenmahl … treten an die Stelle der Beschneidung“ (Genfer Studienbibel)

Taufe und Bundeskontinuität

In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschieht, als ihr nämlich euer fleischliches Wesen ablegtet in der Beschneidung durch Christus. 12 Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. 13 Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. Kol2:11-13

Kolosser 2:11ff behandelt einige wesentliche und grundlegende Aspekte der christlichen Taufe. Ein erkennbarer Hauptaspekt ist der unmittelbare Bezug zur Beschneidung. In diesem Text wird diese – auch andernorts (Röm4:9ff etc.) anklingende – sachlich-inhaltliche, wie geistliche Kontinuität zwischen Beschneidung und Taufe eindeutig herausgestellt. Die Taufe repräsentiert als synonyme Handlungen, die Identifikation mit der Leidenstaufe Christi am Kreuz (Mk10:38; Lk12:50) und der Auferstehung Christi. Man muß schon die klare Textaussage ignorieren um die eindeutige Bezugnahme zu leugnen. Wobei mit der Taufe die Beschneidung nicht einfach „ersetzt“ wird. Mit dem Kommen Christi ist die Taufe an die Stelle der Beschneidung, das „Abbild“, der „Schatten“ (Heb8:13) an die Stelle des besseren Originals getreten.

Taufe vollzieht symbolisch die Trennung aus bzw. Ende mit der Gemeinschaft Adams und den Beginn der Gemeinschaft mit Christus. Abraham sollte bei seinen Nachkommen die Vorhaut am achten Tag abtrennen und vernichten, um zu dokumentieren, daß alle menschlichen Versuche Gott zu gefallen nicht gelingen. Deshalb muß dieser unbrauchbare – fleischliche – Teil weggeschnitten werden. Die Vorhaut selbst, bzw. ein Mensch mit Vorhaut, symbolisiert den selbstgerechten Willen, Gott aus eigener Kraft gefallen zu wollen. Als Symbol ist diese jedoch keineswegs einfach nur eine äußerliche Darstellung dessen was geistlich geschehen ist, sondern Bestandteil einer konkreten Verbindung bzw. Vereinbarung.

Dieser Aspekt wird nachfolgend noch deutlicher.

Diese Seligpreisung nun, gilt sie den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir sagen doch: »Abraham ist sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet worden.«  Wie ist er ihm denn zugerechnet worden? Als er beschnitten oder als er unbeschnitten war? Ohne Zweifel: nicht als er beschnitten, sondern als er unbeschnitten war.  Das Zeichen der Beschneidung aber empfing er als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er hatte, als er noch nicht beschnitten war. So sollte er ein Vater werden aller, die glauben, ohne beschnitten zu sein, damit auch ihnen der Glaube gerechnet werde zur Gerechtigkeit;  und ebenso ein Vater der Beschnittenen, wenn sie nicht nur beschnitten sind, sondern auch gehen in den Fußtapfen des Glaubens, den unser Vater Abraham hatte, als er noch nicht beschnitten war. Röm4:9-12

Mit der Beschneidung bzw. der neutestamentlichen Taufe wird Glaube somit ratifiziert (von lat. ratus „gültig“, facere „machen“), bzw. ist dessen Siegel. Das bedeutet, daß Taufe dem Wesen nach eine Beglaubigung, andererseits eine Versicherung bzw. ein Beschluß dessen ist wofür es steht. Johannes der Täufer stellte eindeutig heraus, wer in der Taufe wirkt bzw. das garantiert wofür diese steht: Christus! Die Taufe bewirkt Glaubensstärkung und Heilsgewißheit (Kol3:3-4; Gal3:26-28). In diesem Abschnitt wird deutlich, daß für die Wirksamkeit der Beschneidung bzw. Taufe nicht der Zeitpunkt entscheidend ist, sondern ausschließlich der Glaube. Bei Abraham ging der Glaube der Beschneidung voraus, bei seinen Nachkommen war es umgekehrt.

Taufe und Kirche

In der Weise, in der ausschließlich ein Gottesvolk in der Geschichte existiert und die Kirche in dessen Kontinuität steht, in Israel eingepfropft ist, existieren klare Zeichen der Unterscheidung von „draußen“ und „drinnen“. Die Beschneidung symbolisierte die Abtrennung von der heidnischen Welt und war der Aufnahmeritus in das Volk Israel, mit all den damit verbundenen Rechten, Privilegien und Pflichten. Ebenso ist die Taufe analog dazu der Aufnahmeritus in die Kirche. Der nachstehende Text über die Taufe ist wiederum eingebettet in die explizite Ablösung der Beschneidung (Gal1:6-8; 2:3-4; 5:3-11) durch die Taufe als Zugehörigkeitszeichen zum Volk Gottes.

denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus.  Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.  Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.  Wenn ihr aber des Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft und nach der Verheißung Erben. Gal3:26-29

Paulus benutzt hier ein weiteres Bild. In der Taufe – dem „anziehen Christi“ – geschieht völlige Identifikation des Menschen mit Christus, Seinem stellvertretendem Tod und Seiner Auferstehung (Röm6:3–4; Gal2:19; 6:14). Auch hier geht es um weitaus mehr als ein rein äußerliches Ritual. Sohnschaft wird ohne Zweifel ausschließlich durch Glauben begründet, jedoch durch die Taufe vollzogen. Durch die Gemeinschaft und Verbindung mit Christus wird jeder vormals vorhandene Unterschied zwischen den Nationen und Israel etc. (Eph2:11–22) aufgehoben und alle Gläubigen zusammengefaßt in dem einem Leib, der Kirche. Paulus beschreibt hier den äußeren Vollzug dessen, was der Geist durch den Glauben wirkt (1Kor12:13). Durch die Taufe wird der Mensch äußerlich aus dem Herrschaftsbereich der Sünde und des Todes in das Reich des Sohnes, Seiner Kirche versetzt.

und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens:  „ein“ Leib und „ein“ Geist, wie ihr auch berufen seid zu „einer“ Hoffnung eurer Berufung;  „ein“ Herr, „ein“ Glaube, „eine“ Taufe; 6 „ein“ Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen. Eph4:3-5

In Epheser 4 behandelt Paulus den Leib Christi, die Kirche. Läßt man die Frage des Modus der dort benannten „einen Taufe“ außen vor, bleibt festzuhalten, daß der Taufe hier grundlegende Bedeutung zugemessen wird. Die nach außen hin, sichtbare Gemeinschaft der einzelnen untereinander und mit dem einen Herrn, ist mit der einen Taufe verbunden. Der Glaube stellt wiederum das unmittelbar verbindende Glied dar, aber der äußere Zugang zur Kirche führt über die Taufe.

Taufe und Bekehrung/Wiedergeburt

Die nachfolgend behandelten Bibeltexte werden in zweifacher Hinsicht und jeweils in extremer Weise missverstanden. Das eine Extrem leitet von diesen die Taufwiedergeburt, Sündenvergebung etc. also eine Wirkung durch die vollzogene Handlung ab, das andere Extrem versteht diese rein sinnbildlich bzw. allegorisch. Den wirksamen Charakter der Taufe habe ich versucht in den beiden vorher behandelten Punkten zu beleuchten. Die folgen Texte lassen nun den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Taufe und dem Vorgang der Bekehrung deutlich werden:

Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Apg2:38

Und nun, was zögerst du? Steh auf und rufe seinen Namen an und lass dich taufen und deine Sünden abwaschen. Apg22:16

so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.1Petr3:21 Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. Denn in ihr wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen, sondern wir bitten Gott um ein gutes Gewissen, durch die Auferstehung Jesu Christi, Heb10:22

In diesen Stellen wird eine klare und eindeutige Verbindung zur Buße, der Sündenvergebung, der Rettung, dem Empfang des Geistes deutlich. Wie inzwischen klargeworden sein dürfte, lehrt die Schrift jedoch keineswegs, das Wasser, oder ein Ritual an sich eine Wirkung besitzen, jedoch wird Gott mit der Taufe um ein gutes Gewissen, zur Vergebung der Sünden gebeten. In der Taufe geht der Täufling mit einem bösen Gewissen in das Wasser. Es geschieht „zur Vergebung der Sünden“, um die Sünden abwaschen zu lassen und um Christus anzuziehen (Mk16:16; Apg2:38; Gal3:27).

Gott gibt dem Menschen mit der Taufe eine faßbare Zusage und Verheißung, daß Sein Wort der Erlösung gewiß ist. Der Same der Wiedergeburt, das verkündigte Wort wird in das Herz des Menschen eingepflanzt (Röm10:17; 1Petr1:23; Jak1:18), es kommt zur Sündenerkenntnis und Buße, Reinigung (Tit3:5) und Glauben. All diese Aspekte der Bekehrung bis hin zur Gewißheit des Heils wirkt allein Gott und besiegelt, bestätigt diese durch die Taufe. Das Westminster Bekenntnis erklärt dazu in Artikel 28:

Die Taufe ist ein von Jesus Christus gestiftetes Sakrament des Neuen Testamentes, nicht allein für die feierliche Aufnahme des Getauften in die sichtbare Kirche, sondern auch, um für ihn ein Zeichen und Siegel zu sein des Bundes der Gnade, seiner Einpflanzung in Christus, der Wiedergeburt, der Vergebung der Sünden und seiner Hingabe an Gott durch Christus, um in einem neuen Leben zu wandeln. Dieses Sakrament ist nach Christi eigener Bestimmung bis zum Ende der Welt in seiner Kirche fortzusetzen. Artikel 28.1. Wofür steht die Taufe?

Herrenmahl

Auch das Herrenmahl ist so verstanden mehr als eine bloße Gedächtnisveranstaltung, wie dies in großen Teilen der evangelikalen Bewegung geglaubt und gelehrt wird. Sie ist ebenso wie die Taufe ein Gnadenmittel, d.h. es passiert tatsächlich etwas in dem bzw. durch das Herrenmahl. Gott dient uns im Mahl, indem er unseren Glauben stärkt, wenn unsere Herzen in besonderer Gemeinschaft vereint sind mit dem erhöhten Christus.

Denn ich habe das, was ich auch euch überliefert habe, von dem Herrn empfangen, daß nämlich der Herr Jesus in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sagte: Dies ist mein Körper, der für euch hingegeben worden ist; dies tut zur Erinnerung an mich.  Ebenso [nahm er] auch den Kelch nach der Mahlzeit und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, dies tut zu meinem Gedächtnis, sooft ihr es trinkt. Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ 1Kor11:23-26

Ebenso wie die Taufe mehr als ein Gehorsamsschritt oder bloßes äußeres Abbild eines inneren Geschehens ist.

Calvin sagt über die Gnadenmittel, diese seien ein

“äußeres Zeichen des göttlichen Wohlwollens gegen uns, das mit einem sichtbaren Zeichen die göttlichen Gnadengaben abbildet, um in unseren Herzen Gottes Verheißungen zu versiegeln, wodurch deren Wahrheit noch bekräftigt wird” Frage 310, Genfer Katechismus von 1545

Der Herr wählt zur Einsetzung des Herrenmahls nicht zufällig den Zeitpunkt des Passahmahls.

1 Es war aber nahe das Fest der Ungesäuerten Brote, das Passa heißt.  […]15 Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide. 16 Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes. 17 Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; 18 denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt. 19 Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 20 Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird! Lk22

Das stellvertretende Opferblut des Passahlammes stand für die Rettung der Erstgeborenen Israel’s aus Ägypten und dem Gericht Gottes. Dies war das Gnadenmittel des Alten Bundes. Mit dem Herrenmahl löste Christus den veralteten Ritus eines wiederkehrenden Opfers ab und wies die Jünger auf seinen stellvertretenden Tod zur Rettung hin. Bemerkenswert ist, das er dies bereits vor seinem Kreuzestod tat und nicht erst nach Seiner Auferstehung. Hier wird der Verheissungscharakter des Herrenmahls deutlich.

Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn „ein“ Brot ist’s: So sind wir viele „ein“ Leib, weil wir alle an „einem“ Brot teilhaben. 1Kor10,16-17

  • Kelch = Gemeinschaft des Blutes
  • Brot = Gemeinschaft des Leibes Christi

Aufgrund der Teilhabe an dem einen Brot werden alle Gläubigen in der Einheit eines Leibes, dem Leib Christi (1Kor10-11) zusammengefasst. Paulus stellt hier den Gemeinde/Kirche konstituierenden Charakter des Herrenmahls heraus, ebenso die geistliche Einheit mit Christus in Seinem Blut, also Seinem stellvertretendem Sterben und Tod.

Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.  Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken?  Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.  Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du?  Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.«  Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.  Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.  Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot.  Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Joh6, 27-35

Darüber hinaus sagt Christus über sich selbst im Johannesevangelium, das Er das lebendig machende Brot ist, durch das unsere Seelen zur wahren, seligen Unsterblichkeit gespeist werden (Joh. 6, 51ff). Hier geht es nicht um römische Transsubstantiation oder orthodox-lutherische Konsubstantiation, sondern um den Glauben an Christus und der Stärkung unseres Glaubens.

Eben darauf bezieht sich auch Paulus im 1.Korintherbrief bevor er auf das Herrenmahl zusprechen kommt.

Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsre Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind;  und alle sind auf Mose getauft worden durch die Wolke und durch das Meer  und haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; sie tranken nämlich von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus. 1Kor10, 1-4

Durch das Herrenmahl wird dem Gläubigen immer wieder zeichenhaft in Erinnerung gerufen was Christus für uns getan hat und welcher Segen uns daraus durch den Glauben zukommt bzw. in dem wir unserem Herrn gehorsam sind und das Herrenmahl feiern durch dieses selbst Glaube und Hoffnung entsteht. Das Westminster Bekenntnis drückt dies so aus:

Unser Herr Jesus setzte in der Nacht, in der er verraten wurde, das Sakrament seines Leibes und Blutes ein, das das Abendmahl des Herrn genannt wird, damit es in seiner Kirche bis an das Ende der Welt gehalten würde, zur bleibenden Erinnerung* an sein eigenes Opfers in seinem Tod, zur Besiegelung aller daraus entstammender Wohltaten für die wahrhaft Gläubigen, zu ihrer geistlichen Nahrung zu ihrem Wachstum in ihm, zu ihrem weiteren Einsatz für alle Pflichten, die sie ihm schuldig sind, und damit es ein Bund und Unterpfand ihrer Gemeinsamkeit mit ihm und untereinander als Glieder seines verborgenen Leibes sei. Artikel 29.1. Die Bedeutung des Abendmahls

Fazit

  • Taufe steht dem Wesen nach eindeutig in geistlicher Kontinuität zur Beschneidung und das Herrenmahl zum Passahmahl. Beide repräsentieren die im Glauben ergriffene Identifikation mit der Leidenstaufe Christi am Kreuz und der Auferstehung Christi.
  • Taufe vollzieht symbolisch die Trennung aus bzw. das Ende mit der Gemeinschaft Adams und den Beginn der Gemeinschaft mit Christus. Sie ist das Zeichen der Unterscheidung von „draußen“ und „drinnen“, symbolisiert die Abtrennung von der Welt und der äußeren Aufnahme in die Kirche. Durch die Teilnahme am Herrenmahl werden die Gläubigen in der Einheit eines Leibes, dem Leib Christi (1Kor10-11) zusammengefasst, ebenso die geistliche Einheit mit Christus deutlich.
  • Als Symbol ist die Taufe Bestandteil einer konkreten Verbindung bzw. Vereinbarung. Taufe ratifiziert Glauben bzw. ist dessen Siegel und bewirkt dadurch Glaubensstärkung und Heilsgewißheit. Das Herrenmahl ruft uns dies wiederkehrend in Erinnerung und stärkt dadurch unseren Glauben
  • Für die Wirksamkeit ist nicht der Zeitpunkt entscheidend ist, sondern ausschließlich der Glaube
  • Es besteht ein grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Taufe und dem Vorgang der Bekehrung
  • Taufe steht in eindeutiger Verbindung zur Buße, der Sündenvergebung, der Rettung, dem Empfang des Geistes.
  • Gott gibt dem Menschen mit der Taufe und dem Herrenmahl eine faßbare Zusage und Verheißung, daß Sein Wort der Erlösung gewiß ist.
  • Taufe und Abendmahl sind Evangelium, zeichenhaftes Wort Gottes. Wer diese Gnadenmittel verweigert, lehnt somit Gottes Wort, das den Glauben wirkt ab.

sdg
apologet

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12 Kommentare

  • OllyRau

    Hallo Andreas,

    ich denke, dass die Taufe vor allem eine Verbindung aus den folgenden zwei Bibelversen sein wird, die in anderer Form in der Bibel auch so vorkommen:

    „Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!“ (Apostelgeschichte 22,16).

    „Und ich bringe den dritten Teil ins Feuer, läutere sie, wie man das Silber läutert, und prüfe sie, wie man das Gold prüft. Der wird meinen Namen anrufen, und ich werde ihm antworten, ich werde sagen: Er ist mein Volk. Und er wird sagen: Der HERR ist mein Gott.“ (Sacharja 13,9).

    Was die Theologie daraus gemacht hat, hast Du oben sehr gut beschrieben. Meines Erachtens fehlt in Deiner Aufzeichnung noch 1. Petrus 3,21:

    „Das Abbild davon errettet jetzt auch euch, das ist die Taufe – nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen – durch die Auferstehung Jesu Christi.“

    Es geht also bei der Taufe um die Bitte an Gott um ein gutes Gewissen und zwar als Taufe durch die Auferstehung Jesu Christi, d.h. einerseits dass ich bei meiner Taufe reflektiere, dass und wie Jesus Christus von den Toten auferstanden ist und andererseits dass es eine Bitte an Gott ist, ein gutes Gewissen deshalb gegenüber anderen Menschen zu haben.

    Die Taufe hat daher nicht nur eine Binnenwirkung, sondern auch eine Außenwirkung gegenüber allen Menschen, d.h. durch die Taufe bin ich an sich ein Mitglied der Gemeinschaft der Heiligen und bin mir dessen auch bewusst, dass ich zu dem geistlichen Israel – der unsichtbaren Kirche – gehöre und bin mir daher meiner Rettung voll bewusst. Abgesehen davon stellt dies für mich auch eine Bitte an Gott dar, mich voll der Sache Gottes zu widmen, indem ich keine Scham vor anderen Menschen haben muss, wenn ich von dem dreieinigen Gott berichte. Mein Glaube schenkt mir also zugleich auch die Befähigung, von Jesus zu reden.

    Gnade und Frieden
    in Jesus

    Oliver

  • OllyRau

    Vergleiche hierzu:

    Heidelberger Katechismus – FRAGE 74

    „Soll man auch die jungen Kinder taufen?

    Ja; denn weil sie, ebenso wie die Alten, in den Bund Gottes und in seine Gemeinde gehören (1.Mose 17,7) und ihnen in dem Blut Christi die Erlösung von den Sünden (Mt 19,14) und der Heilige Geist, der den Glauben wirkt, nicht weniger als den Alten zugesagt wird (Lk 1,14.15; Ps 22,11; Jes 44,1-3; 46,3.4; Apg 2,39), so sollen sie auch durch die Taufe als das Bundeszeichen der christlichen Kirche eingeleibt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden (Apg 10,47), wie es im Alten Testament durch die Beschneidung geschehen ist (1.Mose 17,14), an deren Stelle im Neuen Testament die Taufe eingesetzt wurde (Kol 2,11-13).“

    Beim Heidelberger Katechismus geht es meines Erachtens darum, dass die zu taufenden Kindern von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden sollen. Demnach geht es bei dieser Auslegung der Kindertaufe um den Tatbestand, dass Kinder getauft werden, die von gläubigen Eltern abstammen. Folglich liegt hier der „Mehrwert“ einer solchen Kindertaufe wohl darin, dass die Eltern über ihren Glauben ein öffentliches Bekenntnis abgeben, um einerseits selber zu bekunden, an Jesus Christus gläubig zu sein, und andererseits, dass sie Gott darum bitten, ihre Kindern ebenso in den Gnadenstand des Glaubens zu versetzen. Meiner Meinung nach scheint dies der offzielle Startschuss zu sein, dass die Gemeinde gemeinsam mit den Eltern die Fürbitte vor Gott betreiben, die Täuflinge auch gläubig werden zu lassen.

    Zu dem kirchlichen Instrument der Taufe wird oftmals verkannt, dass es auch eine Gemeinschaftsaufgabe ist, eben jene getauften Kinder durch das eigene Gebet zu begleiten, damit sie irgendwann auch später an Gott dem Vater, Gott dem Sohn und Gott dem Heiligen Geist glauben mögen.

    Gnade und Frieden
    in Jesus

    Oliver

  • Jochen

    Hallo Andreas,

    sehr guter Artikel! Allerdings hast du – glaube ich – bei den 4 Solas einen kleinen Dreher drin. „Fide“ kommt von „fides“ und heißt Glaube (pistis heißt auch Glaube, ist aber griechisch), und „gratia“ ist das Wort für Gnade (statt „fides“).

    In Christus,
    Jochen

    • apologet

      Hallo Jochen,
      danke für Deinen netten Hinweis… das ist mir beim Korrekturlesen durchgerutscht.
      ViC
      Andreas

  • apologet

    Hallo Anna,
    nein, hat er da aktuell drüber gepredigt, oder sind es ältere Predigten? Er wird das jedoch eher aus credobaptistischer Sichtweise beleuchten… 😉
    LG
    Andreas

  • Anna

    Die sind neuerer Art – aber lass dich doch überraschen.
    LG Anna

    Mich würde aber in der Tat interessieren, wo er dann in seiner Argumentation daneben liegt. Also die Gegenargumentation, rein Interesse halber.

  • apologet

    Hallo Anna,
    ich werde mir die Predigten durchaus gerne anhören (bin gerade bei der ersten)… aber vielleicht zeigst Du mir auf, wo er meiner Position widerspricht?
    LG
    Andreas

  • Anna

    Eigentlich ist das an der Stelle jetzt nicht mein Ding – ich hätte es lieber, wenn du sie dir zuerst anhörst.
    Dann würde ich gern noch einmal auf deinen Artikel zurückkommen wollen.

    LG Anna

  • Anna

    Hallo Andreas,
    das habe ich auch nicht erwartet – auch ich habe mir diesen Dreiteiler nicht innerhalb weniger Stunden angehört.
    Ich will dir keinesfalls Stress machen.
    Deswegen sagte ich ja, „dann würde ich gern …“ – wann dieses „dann“ sein wird, lege ich nicht fest.
    Damit habe ich kein Problem.

    LG Anna

  • apologet

    Hallo Anna,

    wenn es Dir recht ist, laß uns im Diskussionsbereich weiter diskutieren.

    LG
    Andreas