Die Doktrin des »Kleinen Magistrats«
»Wenn eine höhere Autorität ein ungerechtes oder unethisches Gesetz oder einen Erlass erlässt, haben die untergeordneten Behörden das Recht und die Pflicht, sich einzumischen und den Gehorsam gegenüber der höheren Autorität zu verweigern und, wenn nötig, sich offen gegen ihr ungerechtes oder unethisches Gesetz oder ihren Erlass zu wehren.«
Magdeburger Bekenntnis von 1550
Matt Trewhella hat in einem Artikel die wichtigsten Prinzipien der Doktrin des »Kleinen Magistrats« in einem Artikel zusammengefasst. Hier ein Auszug:
1) Untergeordnete Behörden oder Beamte besitzen bereits eine rechtmäßige, von Gott gegebene Autorität, auf die sie sich berufen können.
2) Untergeordnete Behörden oder Beamte verfügen bereits über eine etablierte Autorität im Volk.
3) Untergeordnete Behörden oder Beamte haben in der Regel verfassungsrechtliche Präzedenzfälle und Gesetze auf ihrer Seite, d. h. es gibt ein gewisses Erbe oder eine Geschichte, auf die sie sich berufen können.
4) Untergeordnete Behörden oder Beamte haben bereits Zugang zu einem öffentlichen Forum, in dem sie die Einzelheiten der betreffenden Missstände darlegen können.
5) Untergeordnete Behörden oder Beamte können Kraft ihres Amtes die Gewissensbisse, den Zweifel und die Unentschlossenheit der Menschen ansprechen, wenn sie sehen, dass sich in ihrem Land eine Tyrannei entwickelt, und die Notwendigkeit zum Widerstand erkennen. Die Menschen reagieren auf eine ehrenhafte und autoritative Führung, so dass sie die gottgegebene Autorität der untergeordneten Behörden oder Beamte e zum Widerstand gegen unrechtmäßiges und ungesetzliches Recht erkennen und sich hinter ihnen versammeln können.
6) Untergeordnete Behörden oder Beamte können den Bedrängten leichter Erleichterung und Zuflucht, Schutz und Unterstützung gewähren als gewöhnliche Einzelpersonen und werden durch ihr Amt zu einem Instrument der zeitlichen Befreiung/Rettung der Bedrängten. Dies ist institutionalisierte Befreiung, ein Thema ein Thema, das in der Heiligen Schrift immer wieder auftaucht.
7) Untergeordnete Behörden oder Beamte können die Herzen der Unterdrücker in Angst und Schrecken versetzen, indem sie diese an den Pranger stellen, sie als Förderer des Unrechts entlarven, selbst wenn sie die Position der untergeordneten Behörden oder Beamten angreifen und deren Rechtsbruch forcieren.
8) Untergeordnete Behörden oder Beamte haben die besten Chancen, Ungerechtigkeiten ohne Aufruhr und Blutvergießen zu beseitigen. Eine tyrannische Regierung ist weniger bestrebt, ihre Unterdrückung voranzutreiben, wenn sie weiß, dass die Opposition die richtige Führung und Ordnung der niederen Magistrate hat. Wenn sich die niederen Magistrate weigern, ein ungerechtes oder unmoralisches Gesetz zu befolgen, kann die Angelegenheit oft zugunsten des Rechts gelöst werden, ohne dass eine bewaffnete Revolution oder Blutvergießen notwendig ist.
9) Gott erklärt sich bereit, solche Behörden oder Beamte in ihrer Befähigung und in ihrem Amt zu unterstützen, weil sie das repräsentieren, wozu Gott Autorität (Obrigkeit) eingesetzt hat – ein Bild wahrer Gerechtigkeit für die Kultur und die Bürgerschaft insgesamt und eine ermächtigte und angemessene Befreiung gegen die Angriffe der Unterdrückung und des Bösen. Eine solche Vorgehensweise gibt den Menschen Hoffnung und ein Fundament, auf dem sie ein gerechtes und aufrechtes System des verfassungsmäßigen Schutzes und eines ordnungsgemäßen „ordentlichen Gerichtsverfahrens“ als Bollwerk gegen Tyrannei errichten können.
Untergeordnete Behörden oder Beamte sind bereits aufgrund ihres Amtes eine rechtmäßige Autorität.
Wenn sich untergeordnete Behörden oder Beamte gegen ein unrechtmäßiges oder unethisches Gesetz eines Vorgesetzten wehren, kommen dessen Maßnahmen denen zugute, die seiner Jurisdiktion unterstehen, sowie der Nation als Ganzes.
Einfach ausgedrückt: »Kleine Magistrate« sorgen für Ordnung, wenn übergeordnete Behörden unrechtmäßig oder unangemessen handeln und deren Machtmissbrauch unterbunden werden muss.
DIE PFLICHT NIEDERER MAGISTRATE, Matt Trewhella
Diese Doktrin – ein Abstrakt aus dem Magdeburger Bekenntnis von 1550, lehrt uns, wie wir gesetzlose Handlungen einer Regierung eindämmen und die Gerechtigkeit in unserem Land wiederherstellen können. »Benutze dieses Schwert gegen meine Feinde, wenn ich gerechte Befehle gebe; wenn ich aber ungerechte Befehle gebe, dann benutze es gegen mich« | Trajan, römischer Kaiser zu einem seiner Untergebenen