Apologetik,  Blogquerschnitt

Social Media und unsere Verantwortung

Ist man als Blogger oder Poster bei Facebook, Twitter etc. grundsätzlich „Lehrer„?

Auf ChristianityToday stellt John Dyer (hier) eine solche These auf:

What few of us realize is that when we press those „Publish,“ „Post,“ „Comment,“ and „Send“ buttons, we are making the shift away from merely „believing“ truth and stepping into the arena of publishing that belief. In doing so we are effectively assuming a position of leadership and teaching that prior to 2004 was not available to us.

Begibt sich damit jeder Blogger, jeder, der bspw. etwas auf Facebook postet in diese „Arena„, oder bedeutet dies nicht ebenso schlicht „Rede und Antwort“ nach 1Petr3:15 zu stehen, über die Hoffnung die einen erfüllt?

Ich denke die Grenze ist fließend.

Bezweifelt werden darf, dass sich wirklich jeder Gedanken über die Tragweite seiner öffentlichen Äußerungen und der damit einhergehenden Verantwortung macht.

Ohne Social Media blieb früher alles im kleinen, privaten oder zumindest inner-gemeindlich überschaubaren Rahmen, konnte entweder schnell korrigiert werden bzw. richtete nur begrenzten Schaden an.

Heute jedoch- befeuert durch die neuen Medien gibt es- wenn nicht unzählige Lehrer- zumindest Multiplikatoren von Lehre. Zudem mit erheblicher, potentiell weltweiter Reichweite.

Zu Bloggen oder auf Facebook unterwegs zu sein birgt ohne Zweifel viele Möglichkeiten, jedoch werden Lehrer aus biblischer Perspektive mit einem anderen Maß gemessen bzw. tragen eine andere Verantwortung als einfache Gläubige.

„Liebe Brüder, unterwinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein, und wisset, daß wir desto mehr Urteil empfangen werden.“ Jakobus 3:1.

Das Liken oder Teilen von Beiträgen bestimmter Lehrer oder Theologen, das Schreiben unterstützender Artikel für  diese kommt dem Lehren an sich u. U. gleich. Dies mag in der Tragweite durchaus unterschiedlich sein und bewertet werden, dürfte sich aber, nach kurzem überlegen selbst erklären. Insbesondere im evangelikalen Raum ist die Grenze zwischen Lehrern und Gemeindegliedern ohnehin stark verwaschen.

Aufgestoßen ist mir dieses Thema nun erneut durch die vielen positiven Reaktionen diverser Evangelikaler, auch eher konservativer Blogger auf die MEHR-Konferenz von Johannes Hartl bzw. ihn persönlich.

Es ist nun durchaus eine Sache mit J. Hartl persönlich im Gespräch zu bleiben, eine andere jedoch, von ihm durchgeführte „Gottesdienste“ mitzufeiern oder ihn und seine Vorträge durch positive Artikel auf Blogs, Liken, Teilen bei Facebook, Twitter zu unterstützen und zu promoten.

Wichtig: Es geht hierbei nicht um Personen, sondern um die transportierte Lehre!

Immer wieder und ich meine wirklich immer wieder, wird Kritikern entgegengebracht bzw. behauptet, man solle doch „alles prüfen und das Gute behalten“. Womit man sich vermeintlich auf 1. Thess 5,21 beruft:

„Prüft alles, das Gute behaltet!“

Ist hier gemeint, Gläubige können oder sollen nun „Gutes“ bei geistlich fragwürdigen Lehrern, eventuell sogar bei Irrlehren zu suchen? Nein, das ist definitiv nicht gemeint. Der Kontext stellt eindeutig heraus, dass hier nicht jeder oder gar Irrlehrer, sondern Gläubige die weissagen (unabhängig des diesbezüglichen Verständnisses) gemeint sind.

Ein weiterer Irrtum in dieser Debatte ist der ständige Verweis auf das „Stückwerk“ aus 1. Kor. 13,9. Wieder unabhängig möglicher Interpretationsmöglichkeiten, steht eines fest: Das jeweilige „Stückwerk“ (Erkenntnis, Weissagung) an sich, ist jeweils unvermischt gut.

Gemeinden und Gläubigen wird vielmehr geboten, sich vor dem Sauerteig zu hüten und Irrlehre und Irrlehrer abzuweisen.

„Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich traue euch zu in dem Herrn, daß ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei.“ Gal 5,7-10

Wann aber ist etwas „gut“ bzw. gibt es überhaupt etwas tatsächlich ausschließlich „Gutes“? Ja, die Bibel kennt eindeutig unverfälscht „Gutes“ und nein, es gibt nicht „ein wenig Gutes“ zusammen mit etwas Bösem, welches man „prüfen und behalten“ kann.

Das „Gute“, also das Evangelium, kann nur dann wirklich gut sein, wenn es unvermischt mit dem Bösen ist.

Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Gebt acht auf die, welche Trennungen und Ärgernisse bewirken im Widerspruch zu der Lehre, die ihr gelernt habt, und meidet sie! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und durch wohlklingende Reden und schöne Worte verführen sie die Herzen der Arglosen. Denn euer Gehorsam ist überall bekanntgeworden. Darum freue ich mich euretwegen, möchte aber, daß ihr weise seid zum Guten und unvermischt bleibt mit dem Bösen. Röm 16,17-19

Ginge es nun nur um jene, welche von J. Hartl begeistert sind, wäre dies keinen Artikel, keine Diskussion wert. Aber es geht um mehr!

Zum einen darum, „die Kleinen“, also die im Glauben Schwachen oder Neubekehrten nicht in Gefahr zu bringen verführt zu werden, zum anderen aber auch darum, nicht vorschnell „die Hände aufzulegen“, also Personen in Verantwortung zu bringen bzw. als geistlich koscher zu adeln.

„Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen!“ (Jes 5,20),

Eine neutrale bzw. Grauzone existiert dabei nicht. Entweder gut oder böse. Das wahre, einmal überlieferte Evangelium oder falsches Evangelium. Wo nun Sauerteig öffentlich positiv begleitet, verteidigt oder sogar beworben wird, hier die römische-katholische Lehre, trägt man ebenfalls Verantwortung für die verbreitete Lehre und für die Verführung, wie die eigentlichen Irrlehrer.