Corona – erneute Lagerbildung zwischen progressiven und konservativen Gläubigen
Unfertige Gedanken zu den emotionellen Diskussionen zwischen Christen über das Thema „Corona“, „staatliche Maßnahmen“, „Zwangsimpfung“ bzw. dem allgemeinen gesellschaftlichen Umgang mit diesen Aspekten.
Es ist- wenig überraschend- auch beim Thema Corona eine erneute Lagerbildung zwischen progressiven und konservativen Gläubigen auszumachen. Markus Till hat auf seinem Blog auf die unterschiedliche Verortung der jeweiligen Identität der beiden Gruppen hingewiesen:
„Progressive Christen definieren ihre Identität eher über Politik, während konservative Christen ihre Identität in der Theologie finden.“
Jedoch verläuft auch innerhalb der konservativen Fraktion eine Trennlinie. Meiner Beobachtung nach zwischen den Positionen:
- eines evangelikalen Rückzugs aus der Welt (man kann ja unter Einhaltung der Auflagen weiter „Gottesdienste“ feiern) bzw. liberaler Umarmung der bzw. Aufgehen in der Welt einerseits und
- einer noch näher zu bestimmender Haltung andererseits.
Progressive Christen, die Mehrheit der evangelikalen Gläubigen und liberale Christen sind sich in der aktuellen Situation offenkundig grundsätzlich darüber einig, dass man „dem Staat“, „der Wissenschaft“ usw. vertrauen kann und muss, bzw. ein Rückzug in die private oder kirchliche Nische ausreicht. Wissenschaft bzw. deren Ergebnisse werden insgesamt als neutrales Erbarmungshandeln Gottes erkannt und der Staat uneingeschränkt als von Gott gesetzte Obrigkeit anerkannt.
Demgegenüber existiert auch eine andere Haltung, zumeist, wenn auch nicht gänzlich, konfessionell geprägt und stark theologisch verortet. Konfessionelle Lutheraner und Reformierte und einige wenige Evangelikale, vertreten sowohl zum Thema Staat/Obrigkeit, als auch zum Thema der Neutralität der Wissenschaft stark abweichende Positionen:
- Wissenschaft ist dieser Haltung nach nicht im Besitz abschließender „Wahrheiten“ und formuliert nur vorläufig gültige Erkenntnis.
- Alle menschliche Vernunft, Kultur, Politik etc. unterliegt den Folgen des Sündenfalls und besitzt keinen Wahrheitscharakter.
- Ausschließlich das Wort Gottes besitzt Wahrheitscharakter.
- Da die teilweise entgegengesetzten Erkenntnisse zu Codiv19 nicht mit dem Wort Gottes begründet werden können, unterliegen diese der Gewissensfreiheit des Menschen (1Kor8,1-12; Röm14,3; 1Kor10,31).
- Das Wort Gottes schließt politische oder geistliche Herrschaft von Menschen über das Gewissen oder den Körper anderer Menschen aus.
Dann, wenn der Staat beginnt über die Seele (für Luther sind Gewissen, Herz und Seele eins) zu regieren, setzt er sich endgültig an die Stelle Gottes, greift in Gottes Regiment ein, verführt und verdirbt die Seelen und wird damit zu einem Tyrann.
Spätestens jetzt, kann sich Kirche nicht mehr aus dem Alltag der Menschen, dem was man landläufig „Politik“ nennt, heraushalten und muss Stellung beziehen.
Wie können Kirchen das tun? Sie können zum Beispiel über das Thema Befugnis des Staates in Fragen der Medizin und Ethik aufklären und damit lehrmäßige Klarheit und Geschlossenheit in Fragen biblischer Autorität und Ethik aufzeigen.
Zum Thema Zwangsimpfung hier oder hier mehr.