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„exusía“ – Regierung oder zivile Autorität in Konfliktfällen?

Die Gleichsetzung des griechischen Begriffs »ἐξουσία« (→ exusía) mit »Regierung« oder älter »Obrigkeit«, ist nicht nur oberflächlich, sondern schlicht irreführend und falsch.

Das Wort ἐξουσία (exusía) besitzt im Griechischen ein breites Bedeutungsspektrum. Von Jesus heißt es am Ende der Bergpredigt, dass er wie einer lehrte, der exusía hatte (Mt7:28). Damit meinte Matthäus aber nicht, dass Jesus wie ein Regierungsmitglied sprach.

Paulus spricht in 2Kor13:10 von der exusía, die ihm der Herr gegeben hat, übrigens eine exusía zum Aufbauen, nicht zum Zerstören. Der Apostel meint hier ebenfalls kein Regierungsamt.

In Bauers Wörterbuch zum NT werden zu exusía folgende Bedeutungen genannt:
→ die Freiheit, das Recht zu Handeln
→ die Fähigkeit, das Vermögen, die Macht, die Gewalt zu handeln
→ die Autorität, die Machtvollkommenheit, die Vollmacht, die Befugnis
→ die Herrschergewalt, die Amtsgewalt
→ Machthaber, Beamte, Obrigkeit, Behörde
→ Gewalthaber und Funktionäre des Geisterreiches
→ Umstritten ist die Bedeutung in 1Kor11:10

Der Kontext von Römer 1 klärt auf, welche Bedeutung »ἐξουσία« (→ exusía) hier tatsächlich hat.

»Manchmal berufen sich Christen auf den Brief des Apostels Paulus an die Römer, um ihren blinden Gehorsam und ihre Staatsgläubigkeit zu rechtfertigen, weil dort in Kap. 13,1 steht: „Jeder ordne sich den herrschenden Mächten unter“. Luther übersetzte mit „Obrigkeiten“, obwohl aus dem griechischen Ausdruck (ἐξουσίαις ὑπερεχούσαις) keineswegs ein Recht zu herrschen oder eine Autorität hervorgeht. („ἐξουσία“ bedeutet eine Macht, „ὑπερεχούσαις“ bedeutet darüber befindlich.)

Was für Mächte gemeint sind, ist umstritten, aber in Vers 3 wird erläutert, daß eine Herrschaft gemeint ist, die „eine Rächerin zur Strafe an dem, der das Böse tut“ ist. Ihre Tätigkeit ist also Rechtsprechung. Auf alle Fälle ist nicht ein Staat gemeint, der den Menschen nach Belieben Geld wegnimmt, Schulen und Universitäten betreibt und Schulzwang erläßt und „Genehmigungspflicht“ für Ärzte, Schulen und alles mögliche andere erläßt.

Römer 13 sagt, daß es eine Rechtsprechung geben muß und daß man sich ihr nicht widersetzen soll, zumindest solange sie wirklich die Übeltäter und nicht Unschuldige bestraft. Das deutet auf den Ausweg aus der jetzigen Misere hin: Es muß eine Rechtsprechung geben, die nicht den Willen der Regierung, sondern das Recht durchsetzt und daher auch verhindert, daß die Regierung den Menschen nach Belieben Geld wegnimmt, etc. Wir brauchen nicht einen Staat und eine Regierung im heutigen Sinne, sondern Rechtsprechung.«

| Daniel von Wachter

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