Anarchismus, Minarchismus und Legitimität in der zivilen Verwaltung

Christliche Libertäre, sowohl Anarchisten als auch Minarchisten, halten an der Notwendigkeit von bürgerlichem Recht und Ordnung in einer freien Gesellschaft fest. Diejenigen, die die Rechte anderer verletzen, wird es immer geben. Diese Ungerechtigkeiten müssen durch die Verwaltung der zivilen Justiz wiedergutgemacht werden. Dies ist die Aufgabe einer zivilen Ordnung. Ein Staat ist eine Organisation, die unter Zwang das Monopol der zivilen Herrschaft in einem Gebiet aufrechterhält. Die Schlüsselfrage und der Hauptstreitpunkt zwischen Minarchismus und Anarchismus ist die Frage, ob der Staat ein legitimes Mittel ist, um eine zivile Regierungsführung zu erreichen.

Römer 13 und staatenlose Zivilverwaltung: Eine reformierte Sichtweise

Die reformierte theologische Tradition hält an einer historischen Auslegung von Römer 13 fest, die in ihren Grundzügen mit dem libertären Anarchismus oder der „staatenlosen Zivilverwaltung“ vereinbar ist. Natürlich sind nicht alle libertären Christen Anarchisten oder konfessionell reformierte Protestanten (Calvinisten). Diese wenig bekannte Perspektive auf den Text kann jedoch für alle libertären Christen hilfreich sein. Nach der Erörterung von vier einleitenden Fragen werde ich eine libertäre Sicht ziviler Selbstverwaltung aufzeigen, die mit dieser Auslegung vereinbar ist und dann diese Auslegung in ihren Kernpunkten vorstellen

Grundsatzerklärung zum reformiert-libertären Anarchismus

Was ist reformierter Anarchismus?

Reformierter Anarchismus ist eine Sichtweise der Politik bzw. der zivilen Verwaltung, die von reformierter Theologie (einer Sichtweise der biblischen Lehre, die in den historischen reformierten Bekenntnissen zum Ausdruck kommt) und einer reformierten Philosophie (einer Sichtweise der geschaffenen Wirklichkeit, die sich an der biblischen Lehre orientiert) geprägt ist. Auf der Grundlage einer reformierten Theologie und Philosophie fassen wir im Folgenden eine reformierte Sicht von 1.) Kultur und 2.) Gesellschaft als dem breiteren Kontext zusammen, in den unsere Sicht der Politik eingebettet ist, gefolgt von 3.) zivilem Regieren und [demnächst] 4.) einigen Implikationen für das Handeln.

Die „Steuer“ in Römer 13

Im letzten Artikel (Der „Staat“ in Römer 13) habe ich die „Staatlichkeit“ des Römischen Reiches, das was Paulus und Petrus unter Obrigkeit und Staat verstanden, betrachtet. Dieser historische Kontext ist maßgeblich bei der Beantwortung der Frage nach dem konkreten Verhältnis zwischen Staat und Kirche, inwieweit und wem tatsächlich Unterordnung geschuldet wird. Paulus thematisiert in den Versen 6 … Weiterlesen

Der „Staat“ in Römer 13

In den letzten Jahren (Corona-Politik, Gottesdienstbeschränkungen/-verbote) ist die 𝗕𝗲𝘇𝗶𝗲𝗵𝘂𝗻𝗴 𝘇𝘄𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗞𝗶𝗿𝗰𝗵𝗲 𝘂𝗻𝗱 𝗦𝘁𝗮𝗮𝘁 (ungewollt) neu in das Bewusstsein vieler Gemeinden und Gläubigen gerückt worden. Wie bei allen Themen, gelangen Gemeinden und Gläubige auch hier zu unterschiedlichen Auslegungen der Bibel. Mehrheitlich wird eine Position vertreten, in der sich die Gemeinde »dem Staat« in allem (außer dieser … Weiterlesen

What Does Romans 13 Mean in 2021?

Reformed thinker Gregory Baus joins us to examine the thorny issues of political compliance and resistance from an historical Reformed confessional and biblical perspective. See his annotated bibliography here: https://tinyurl.com/RefoPoliResistBib And explore the challenging concept of Reformed anarchy (which probably doesn’t mean what you think it means) here: https://tinyurl.com/refoanarchism