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"Gottesbilder"… Trug-, Zerr- oder Götzenbilder?

Jakob vergräbt götzenbilderImmer wiederkehrend, findet sich das Argument ähnlicher bzw. verschiedener „Gottesbilder“ in den Diskussionen über Gott bzw. die richtige Theologie wieder. Gerade auch bei der Frage, ob der Allah des Koran lediglich ein etwas abweichendes Gottesbild transportiere, ansonsten aber vom gleichen Gott zeuge. Bereits dies allein, macht die Fragwürdigkeit des Argumentes der „Gottesbilder“, auch unter Christen deutlich. Im Rahmen einer Diskussion über „The Shack“ (siehe auch hier->) kam dieses Argument deswegen auch nicht unerwartet auf. Fast ebenso häufig wird das Bild eines Elefanten aus der Perspektive verschiedener Ameisen bemüht, welche den Elefanten, anhand der unterschiedlichen Körperteile (Ohren, Rüssel, Beine, Schwanz etc.) die diese ausschließlich wahrgenommen haben, beschreiben.

Die Bibel kennt und vermittelt jedoch ausschließlich ein wahrhaftes Gottesbild:

Christus, den Sohn Gottes, welcher das Bild (eikōn) des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung (Kol1,15; 2,19). Christus ist das vollkommene Ebenbild (eikōn=Bild, Abbild, Prägung) Gottes, in Ihm hat sich Gott – wie sich ein Siegel in das Wachs eingeprägt und ein perfektes Abbild des Orginals darstellt – offenbart.

Dieses einzig korrekte Bild vermittelt uns Gott durch die Schrift.

2. Tim 1,13 Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast, in Glauben und Liebe, die in Christo Jesu sind.

Darüber hinaus gibt es ohne Zweifel verschiedene Zerrbilder, oder Trugbilder Gottes (eidōlon=Trugbild, Götzenbild), die jedoch allesamt eher von eigenen Vorstellungen und Gefühlen, der eigenen Biographie, dem persönlichen Vaterbild, der individuellen kulturellen und konfessionellen Sozialisation etc. geprägt sind und dessen Endpunkt das Götzenbild darstellt.

Diese falschen Bilder haben ihren Ursprung nicht bei Gott, sondern im Menschen selbst, oder dem Teufel.

A.W. Tozer schrieb: „Falsche Vorstellungen über Gott sind nicht nur die Quellen, aus denen das trübe Wasser des Götzendienstes hervorfließt; sie sind schon an sich Götzen. Der Götzendiener stellt sich einfach einen falschen Gott vor und handelt, als sei diese Vorstellung wahr.“

Es ist ein, wenn nicht der Kardinalfehler bei der Suche nach bzw. der Beschreibung Gottes, sich dabei nicht von seinen eigenen menschlichen Bildern zu lösen. Es gilt jedoch das in der Schrift vermittelte ganzheitliche Gottesbild zu suchen. Bei jeder anderen Weise findent oder vermittelt man einen vollkommen anderen Gott, einen Gott der mit der Bibel nichts zu tun hat…

«O Herr, allmächtiger Gott – nicht der Gott der Philosophen und der Weisen, sondern der Gott der Propheten und Apostel und vor allem der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi – darf ich es ungescholten wagen, von Dir zu reden?
Die, welche Dich nicht kennen, sehen Dich als einen Gott, der Du in Wirklichkeit gar nicht bist. Und so beten sie nicht Dich an, sondern ein Gebilde ihrer eigenen Phantasie. Erleuchte deshalb unsere Sinne und lass uns Dich so erkennen, wie Du bist, auf dass wir Dich uneingeschränkt lieben und Dich recht preisen können. Im Namen unseres Herrn Jesu Christi. Amen.»
A.W. Tozer

Der Mensch begrenzt und verfälscht Gott mit seinen eigenen Vorstellungen, ist völlig auf die Selbstoffenbarung Gottes in Christus bzw. Seinem Wort angewiesen . Gott ist so viel anders, größer als der Mensch denken und erklären kann. Menschliche Vorstellungen und Bilder von Gott, unserer eigenen Erfahrungen, müssen grundsätzlich und immer wieder an der Bibel geprüft und mit dieser in Einklang gebracht werden. Sola Sriptura

sdg
apologet

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8 Kommentare

  • dewarim

    Zitat aus dem verlinkten Artikel:

    „Christus, den Sohn Gottes, welcher das Bild (eikōn) des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung (Kol1,15; 2,19). Christus ist das vollkommene Ebenbild (eikōn=Bild, Abbild, Prägung) Gottes, in Ihm hat sich Gott – wie sich ein Siegel in das Wachs eingeprägt und ein perfektes Abbild des Orginals darstellt – offenbart.“

    Mal so als kurze Assoziation dazu, völlig aus dem Augenblick heraus:

    Ein faszinierender Aspekt an dem Gedanken, Christus sei das perfekte Ebenbild Gottes, ist auch: Jesus Christus war als Mensch allen möglichen Wandlungen unterworfen, ist vom Kind zum Erwachsenen herangereift, hatte starke Stimmungsschwankungen… das gibt ein sehr dynamisches Gottesbild, wenn man überhaupt noch von einem „Bild“ sprechen kann und nicht von einem ca. 30-Jahre währenden „Film“… Ebenbild impliziert eine statische, ja Statuen-hafte Ähnlichkeit („Siegel in Wachs“) – und statisch war Jesus Christus ja nun überhaupt nicht.

    • apologet

      Auch ein paar erste spontane Gedanken:

      Ist es nicht so, das gerade die Tatsache, daß uns die kanonischen Evangelien nur sehr wenig über die Kindheit Christi mitteilen – ganz im Gegensatz zu den apokryphen Evangelien – uns Spekulationen über eine ähnliche „Reifung“ versagen? Zeigt uns das Lukasevangelium einen Jungen, wie jeden anderen?

      Keine Frage, Jesus Christus wurde als Mensch geboren, als Mensch versucht wie wir (Hebr. 4,15), aber ohne Sünde. Das, was man schnell unter „Stimmungsschwankung“ subsummieren mag, erscheint mir doch eher nicht dasselbe zu sein, was wir an uns beobachten mögen.

      Der Begriff „statisch“ mag dann hier ein wenig negativ – in Richtung „stummer Götze“ intendiert zu scheinen, jedoch bleibt Christus auch als vollkommener Mensch immer vollkommener Gott und ist Seinem Wesen nach „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“ (Hebr 13,8).

      sdg
      apologet

  • tmansor

    (Mein erster Beitrag)

    Nun, ich denke, Gottesbilder sind natürlich ein Spiegel der jeweiligen Zeit, der Kulturen, der Menschen. Diese Bilder werden dann aus diesen Zusammenhängen ins jetzt transportiert, nicht immer mit dem eigentlich notwendigen Hintergrundwissen über die Entstehung. Für Gläubige gibt es als Leitfaden zum Gottesbild die Heilige Schrift und danach die Tradition der Theologie. Sie müssen es für sich in ihr eigenes Leben übersetzen.

    Dementsprechend sind die Gottesbilder so vielfältig wie die Menschen; man erkennt wohl bestimmte Tendenzen und Übereinstimmungen, das eigentliche Bild von Gott bleibt letztlich verborgen.

    Tarec

  • Bhavana

    Nicht das eigentliche Bild von Gott bleibt verborgen (das offenbart sich durchaus, weshalb wir ja auch darüber reden können), sondern das den Bildern zurgundeliegende Original bleibt verborgen. (so würde Platon sagen.)

  • apologet

    Ich stimme durchaus zu, daß sich Gottesbilder von Kultur zu Kultur, Religion zu Religion und unzweifelhaft auch zeitgeschichtlich unterscheiden lassen. Ausgehend von einem reformatorischen Verständnis, wende ich aber ein, das die Heilige Schrift diesbezüglich weniger ein „Leitbild“ dessen darstellt, wer und wie Gott ist, sondern das diese die einzig authentische Darstellung des Wesen Gottes liefert. Man nennt dies „Sola Scriptura„, nur durch die Schrift wissen wir bzw. kennen wir Christus.

    Tradition“ spielt in dieser Hinsicht lediglich für die rkK eine Rolle. Und das „eigentliche Bild Gottes“ bleibt nur dem „letztlich verborgen„, der Christus nicht kennt.
    sdg
    apologet

  • tmansor

    Der Vergleich mit dem „Original“ vom Bild ist sehr interessant. Ich vergleiche das auch gerne mit der „Unschärfe“ aus der Naturwissenschaft. Man kann das Atom nur in einer bestimmten Form wahrnehmen, nicht jedoch in der absoluten Seinsform.

    Mit Tradition meine ich hier eher die Tradition der theologischen Erkenntnisse seit Christus bis heute. Natürlich bleibt die Heilige Schrift die einzige richtige Quelle für die Offenbarung Gottes und diverser Rückschlüsse auf sein Wesen. Nur muss man dann die Schrift in die jeweilige Zeit, in die jeweilige Kultur übersetzen. Die Menschen selbst übersetzen die Schrift ebenso im Kontext ihres Lebens.

    Interessant wäre dann natürlich, was in der Religion im Bezug auf das Gottesbild eben original ist und was der jeweiligen Zeit, der jeweiligen Kultur etc. zuzurechnen ist.

    Tarec

  • Bhavana

    Ich glaube nicht, daß die prinzipielle Unerkennbatkeit dessen, was wir Got nennen, und wovon wir uns diverse Bilder machen, etwas mit der Heisenbergschen Unschärferealtion zu tun hat. Das ist was ganz anderes.

    Man kann auch kein Atom wahrnehmen, auch nicht in einer bestimmten Form. Dazu sind unsere Sinnesorgane vollkommen ungeeignet. Wir nehmen vielmehr Bilder und Modelle aus Papier, Holz oder Glas wahr, die wir (aus Gründen unserer Kommunikationsabsichten) als „Atom“ bezeichnen.

    Die Heilige Schrift ist auch logischer Weise nicht die einzige Quelle für die „Offenbarung“ (du meinst sicher „Erkenntnis“) Gottes. Die Die Quelle der Offenbarung Gottes ist natürlich nur Gott selber.

    Die Heilige Schrift kann zur Quelle unserer Gotteserkenntnis werden, wenn sie in einem geeigneten Kontext rezipiert wird. Dazu gehören Erfahrungen, die uns ermöglichen, das, was in dieser Schrift steht, zum Teil mit unserer Erfahrungsvwirklichkeit in eine Übereinstimmung oder Parallelität zu denken und dadurch irgendwie zu verstehen. Erkenntnis geschieht ja nie irgendwie isoliert zwische Leser und Buch, sondern immer im Erfahrungzusammenhang und Erfahrungskontinuum des Lesers.
    Damit jemand beim Bibellesen etwas versteht, was dem Gottesbild von Jesus Christus entspricht, muß er in seinem Leben eine Erfahrung machen oder gemacht haben, bei der er sich eben bedingungslos geliebt, wichtig genommen und als dazugehörig erlebt hat. Nur dann versteht er etwas davon, was die NT-Autoren gemeint haben. Um eine Gemeinsamkeit im Verstehen zu gewinnen muß man eine Gemeinsamkeit im Erfahren haben. Anders geht das nicht.

    Zu deinem letzten Abschnitt: in Bezug auf die Religion ist jedes Gottesbild ein originales Bild in Bezug auf seinen Maler oder Verfasser. Da gibt es keinen qualitativen Unterschied. Es sind alles Bilder, und es sind alles Originale in Bezugf auf ihre Hersteller.

    Über das eventuell zugrundelieghende Original oder ein zugrundeliegendes Original wird dabei nichts erkannt. Deshalb kann man darüber auch nur schweigen.

    Soviel Logik sollte schon sein.

    Gruß

    Bhavana

  • dewarim

    „Um eine Gemeinsamkeit im Verstehen zu gewinnen muß man eine Gemeinsamkeit im Erfahren haben. Anders geht das nicht.“

    Sehe ich nicht so. Die Begegnung mit dem Göttlichen ist doch etwas, das jenseits aller weltlichen Erfahrung liegt. Und wenn das Gottesbild Christi nur dem zugänglich wäre, der schon die Erfahrung bedingungsloser Liebe mitbringt – wozu braucht der dann noch Christus, wenn ihm diese Erfahrung auch so zu Teil werden kann?

    (Natürlich ist für das Verstehen der Bibel eine Gemeinsamkeit im Sinne allgemeiner menschlicher Fähigkeiten und die Möglichkeit zur Einordnung der Texte nötig. Wer nicht weiß, was der Sabbat ist, kann dem Ährenraufen am Sabbat nicht viel abgewinnen. Aber es ist eben nicht nötig, schon ein mal einen Sabbat / die Sonntagsruhe selbst „erlebt“ zu haben.)