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Die Rahmen-Interpretation

Reformierte Bekenntnisse sind eindeutig in der Frage der Historizität der Schöpfung und Adams und Evas. Damit wird auf der einen Seite die Theistische Evolution ausgeschloßen, andererseits jedoch kein bestimmtes Verständnis festlegt. Die hier vorgestellte  Rahmen-Interpreation scheint neben der 24-Stunden-Tag-Theorie – im Gegensatz zu anderen Positionen – die Genesisberichte aus einem klar geistlichen Blickwinkel zu betrachten. Das heißt, sie versucht nicht Wissenschaft und Schrift zu versöhnen, sondern dem Text selbst gerecht zu werden.

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9 Kommentare

  • Anna

    In Deutsch habe ich bisher auch nur dies zu Augustinus gefunden:
    „Der jüdische Religionsphilosoph PHILO VON ALEXANDRIEN (ca. 25 v. – 40 n.Chr.) interpretiert die Zahlen des Schöpfungsberichtes allegorisch und vertritt die Ansicht, dass Gen 2,4b („an dem Tag, als Gott der Herr Himmel und Erde machte“) die Erschaffung der ganzen Welt an einem einzigen Tag besage.13 Die sechs Tage bezeichnen keinen Zeitraum, sondern die Prinzipien der Ordnung und Ästhetik, die der Schöpfung zugrunde liegen.14
    In Anschluss an PHILO interpretieren die Kirchenväter ORIGENES (ca. 185-254 n.Chr.) und AUGUS-TINUS (354-430 n.Chr.) ähnlich:15 Es seien nicht sechs aufeinander folgende Tage, sondern nach AUGUSTINUS Entwicklungsstadien in der Erkenntnis der Engel gemeint. Freilich vertreten beide keine evolutionäre Schöpfung, sondern gehen entsprechend ihrem philosophischen Gottesbild davon aus, dass Gott in einem Augenblick die ganze Welt geschaffen habe, was dann in sechs bzw. sieben Tagen beschrieben werde, weil Gott sich nicht an die menschliche Zeit binde. An anderer Stelle verteidigt AUGUSTINUS gegenüber heidnischen Kosmogonien, dass die Erde weniger als 6000 Jahre alt sei.16 Verschiedene Kirchenväter des 4.Jh.s vertreten hingegen eine wörtliche Auffassung der Tage (EPHRÄM DER SYRER, GREGOR VON NYSSA, AMBROSIUS), ebenso wie später M. LUTHER und J. CALVIN. Die Restitutions- oder Lückentheorie, die von langen Zeiträumen zwischen Gen 1,2 und 1,3 ausgeht, wird vom Remonstranten EPISCOPIUS (1650) entfaltet, der sich auf BASILIUS (4.Jh.) beruft.17“
    Quelle:
    http://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=disk/d06/3/d06-3.html

    Und hier: http://www.denken-im-glauben.de/Downloads/Augustinus.htm

    „Augustinus bedenkt das Geschichtliche an vielen Stellen seines Werkes, insbesondere in den Confessiones und in de civitate Dei. Sein Geschichtsbegriff ist aber – anders als der neuzeitliche – nicht von der Abfolge äußerer Ereignisse geprägt. Diese werden vielmehr in ein übergeordnetes Rahmenkonzept eingeordnet. Nach der Einschätzung Flaschs haben wir es hier mit einer „theologischen Rahmenkonstruktion, nicht mit einer historisch konkreten Philosophie der Geschichte zu tun.“[58] Müller konstatiert eine „Ambivalenz“ im augustinischen Denken, das das Phänomen des Geschichtlichen zwar immer wieder streift, ohne es jedoch zum eigentlichen Gegenstand seiner Überlegungen zu machen.[59]“

    Wenn Augustinus eine Schöpfung in einem Augenblick vertrat (beschrieben in sechs Tagen), dann stellt doch die Rahmenhypothese eine Schöpfung in drei Tagen dar, unabhängig jetzt wie „Tage“ definiert werden. Also noch einmal anders …
    Außerdem stellt sich nach wie vor die Frage: Ist Genesis 1 historisch konkrete Geschichte?

    Anna

  • christozentrisch

    ich übersetze gerade 2-3 Paragraphen von Augustinus De Genesi contra Manichaeos Buch 2 und werde sie verfügbar machen.
    @Anna Die Rahmen-Hypothese stellt keine Schöpfung in 3 Tagen dar, sondern kann für Kurzzeit-, Langzeitkreationismus und sogar Theistische Evolution passend sein.
    Jean-Louis

  • Anna

    @Jean-Louis
    Also darf man bei der Rahmenhypothese den Begriff „Tag“ nicht im Sinne eines allgemeinen Sprachgebrauchs verstehen? Sehe ich das richtig?
    Anna

  • christozentrisch

    Anna,
    die Debatte um den Begriff „jom“ ist eine falsche Debatte. Hat zum Beispiel der Tag „Heute“ im Hebräer 4,7 eine Dauer von 24 Stunden? Und dennoch stellt sich jeder von uns eine Dauer von 24 Stunden vor, wenn man an einem Tag denkt.
    Die Übersetzung von „De genesi contra Manichaeos“ Buch 2, Kap 3+4 habe ich übrigens auf meinem Blog freigegeben.
    Jean-Louis

  • Anna

    Jean-Louis,

    habe deine Übersetzung zuzüglich der zwei Kommentare gelesen.
    Ist die Übersetzung hier eine repräsentative Darstellung der Rahmeninterpretation? (also gibt sie sie so wieder, wie sie durchgängig verstanden wird?)

    Dann hätte ich gern gewusst, wie sie sich zur augustinischen Sicht der Schöpfung verhält.
    Was ist von Augustin adoptiert und wo liegen Unterschiede (wenn es welche gibt)?

    Anna

  • christozentrisch

    Anna,
    Augustinus ist nicht der Erfinder der Rahmen-Hypothese, auch wenn er für viele als Vorreiter gilt, dadurch dass er die Tage nicht wortwörtlich versteht. Seine Auslegung ist m.E. rein „allegorisch“ und entspricht nicht den Regeln der grammatisch-historischen Exegese, wie wir sie seit der Zeit der Reformation kennen.
    Augustinus glaubte wie Philo und Origenes an eine 1Tag-Schöpfung.
    Die Rahmen-Theorie sieht zahlreiche Symbole in dem Bericht (auch in der Form). Sie grenzt sich aber von der allegorischen Interpretation kategorisch ab. Sie lässt viele Möglichkeiten offen, was den tatsächlichen Ablauf der Schöpfung angeht.
    Gruß, Jean-Louis

  • OllyRau

    Augustin schreibt zwar in seinem Werk „De Genesi ad litteram libri duodecim“ auf der eine Seite, dass sein Auslegungsversuch eine prophetische Allegorie sei (Erstes Buch, 17,34 [S.28]), wobei er aber auf der anderen Seite jene Art seiner allegorischen Auslegung durchaus auch als eine Auslegung nach dem Literalsinn nennen würde und somit eine allegorische Auslegung eher verneint, indem er schreibt:

    „Im übrigen bedeutet meiner Meinung nach die Redeweise, daß Gott dies oder jenes in der gegenwärtigen Zeit erkennt, nichts anderes, als daß er es den Engeln oder den Menschen zu erkennen gibt; eine Redeweise also, die für die Wirkung die Ursache nennt und in der Heiligen Schrift oft Anwendung findet, vor allem wenn von Gott etwas ausgesagt wird, das für unser Wahrheitsempfinden von vorneherein mit Gott im wörtlichen Sinn nicht zu vereinbaren ist.“ (Fünftes Buch,19,39 [S.192]).

    Quelle: Über den Wortlaut der Genesis, Deutsche Augustinusausgabe, Band I; Ferdinand Schöningh Verlag 1961.

    Das Vorwort von Carl Johann Perl enthält zudem auf Seite XXIII den Hinweis, dass das Werk den Titel „Über den Wortlaut der Genesis“ trage und es daher nicht um die allegorischen Bedeutungen gehen würde, sondern über das sachliche Wesen der Geschehnisse. Zudem wird die Verbindung „ad litteram „ in „De Genesi ad litteram libri duodecim“ mit „wörtlich“ übersetzt (XXXII) und weist auf das „Schriftprinzip“ Augustins hin (XXVI), welches allerdings als „metaphysische Betrachtungsweise“ aufgefasst wird (Anmerkungen S.262).

    Eine „metaphysische Betrachtungsweise“ könnte durchaus mit den Regeln der grammatisch-historischen Exegese, wie wir sie seit der Zeit der Reformation kennen, übereinstimmen, sofern man auch hier den reformatorischen Grundsatz ansetzt, dass die Schrift sich selber auslegt und zwar auf Christus hin. Bei Augustin kommt dies m.E. ziemlich häufig vor, aber nicht immer.

    Augustinus ist nicht der Erfinder der Rahmen-Hypothese – da gebe ich Jean-Louis recht – aber als Vorbereiter einer solchen Theorie würde ich ihn schon so bezeichnen.

    Gnade und Frieden
    in Jesus

    Oliver