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Artikelreihe – Oft missbrauchte Bibelstellen: Der Buchstabe… Mörder oder Leiche?

mißbrauchte BibelstellenBibeltreue“ wird oft in einen Gegensatz zur „Christustreue“ gestellt. Man solle nicht so sehr am „Buchstaben“ kleben… denn dieser „töte“ ja, der Geist jedoch mache lebendig. Beliebte Begriffe in diesbezüglichen Diskussionen sind dann beispielsweise: „Werkgerechtigkeit„, „Pharisäertum“ usw. Existiert hier wirklich ein Widerspruch?

Der Buchstabe: Mörder oder Leiche?: 2. Korinther 3,6
07.04.2004
Mit freundlicher Genehmigung von Marc Dannlowski

2 Kor 3:4 Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. 5 Nicht daß wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott, 6 der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. 7 Wenn aber schon das Amt, das den Tod bringt und das mit Buchstaben in Stein gehauen war, Herrlichkeit hatte, so daß die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, 8 wie sollte nicht viel mehr das Amt, das den Geist gibt, Herrlichkeit haben?

A
Dieser Abschnitt wird oft verwendet um eine zu buchstäbliche Auslegung der Bibel als falsch darzustellen. Man behauptet der Buchstabe sei ja an sich erst einmal „tot“ und bedürfe des Geistes um lebendig zu werden. Geist und Buchstabe werden also getrennt und manchmal sogar als widersprüchlich bezeichnet. Was ist nun zu dieser Auslegung zu sagen?

Nun, in unsere Bibelstelle wird der Buchstabe keineswegs als tot bezeichnet sondern als jemand der tötet! Hier steht ein aktives Partizip und beschreibt ein aktives handeln des Buchstabens. Das ist der Unterschied zwischen einem Mörder und einer Leiche. Die Leiche ist passiv weil sie tot ist, der Mörder ist aktiv weil er jemanden getötet hat. Unser Buchstabe hier ist der Mörder und nicht die Leiche! In 2 Kor. 3 steht also nichts anders als in Hebr. 4,12:

Hebr 4:12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

B
Der Buchstabe tötet also und ist seinerseits alles andere als tot. Von welchem Buchstaben redet diese Bibelstelle denn nun aber genau? Viele meinen damit sei die gesamte Bibel gemeint und so wird alles äußere Wort abgewertet. Was ist dazu zu sagen?

Nun, 2. Kor. 3 bestimmt recht präzise von welchem Wort die Rede ist und zwar in Vers 7 ist von dem Buchstaben der in Stein gehauen war die Rede. Mit dieser Formulierung sind ohne Zweifel die 10 Gebote gemeint. Also das Gesetz vom Sinai. Der Buchstabe der tötet ist also nicht jeder biblische Buchstabe sonder NUR das Gesetz so wie wir es im AT und NT finden!

C
Wie ist es jetzt aber zu beurteilen, dass der Buchstabe tötet? Viele geben schon zu, dass von einem toten Buchstaben dort nichts steht, aber behaupten dann es sei doch noch schlechter, dass der Buchtstabe tötet. Ist dies Auslegung richtig?

Nun, die tötende Funktion des Buchstabens ist nicht nur gut und wichtig, sie ist absolut grundlegend für das Evangelium. Paulus hat es an andere Stelle so formulier:

Röm 3:19 Wir wissen aber: was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, damit allen der Mund gestopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, 20 weil kein Mensch durch die Werke des Gesetzes vor ihm gerecht sein kann. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.

Gal 3,24 So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin,

In Galater 1 hatte Paulus von dem Fluch gesprochen unter dem jeder steht der ein anderes Evangelium lehrt. Diese andere Evangelium besteht darin das Gesetz vollkommen halten zu wollen um dadurch gerettet zu sein. Da für sündige Menschen dies aber nicht möglich ist (und jeder das Gesetz übertritt) verurteilt das Gesetz den Menschen nach wie vor zum Tode. Das Gesetz spricht den Menschen schuldig und führt ihn damit zu Christus der am Kreuz genau diese Schuld trug. Die tötende Funktion des Gesetzes leistet also die Vorarbeit um den Menschen dann zu zeigen, dass sie allein durch den Glauben an das Sühneopfer Christi gerettet werden:

Röm 3:19 Wir wissen aber: was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, damit allen der Mund gestopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, 20 weil kein Mensch durch die Werke des Gesetzes vor ihm gerecht sein kann. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. 21 Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. 22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten,* 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. 25 Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, daß er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus. 27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. 28 So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Die Frohe Botschaft des Evangelium besteht also aus Gesetz und Gnade. Sowohl Gesetz als auch Gnade kommen zum Menschen in der Gestallt des geistgehauchten (2. Tim 3,16), lebendigen Wortes Gottes. Geist und Wort stehen eben nicht gegeneinander, sondern der Geist wirkt in, mit und durch das Wort!

Röm 10,17 So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

FAZIT
In 2.Kor. 3 steht nichts von einem toten Wort sondern davon, dass das Gesetz den Menschen verurteilt und so zu sagen tötet. In dem es das tut führt es ihn zu Christus der genau diese Strafe am Kreuz trug. Durch die Predigt des Gesetzes wird der Mensch in die Verzweiflung geführt, durch die Predig der Gnade aber lebendig gemacht wenn er an Christus glaubt:

Gal 2:16 Doch weil wir wissen, daß der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.

Gal 3,24 So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden.

Das ist die frohe Botschaft von Gottes Wort und dies finden wir auch in 2. Kor. 3!

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