Theologie

"Bleibt in mir…"

weinstockBei der Frage, ob ein Christ abfallen kann, oder nicht, wird bisweilen das Gleichnis des Weinstocks (Joh15,1-8) mit der darin auftauchenden „Forderung“: „Bleibt in mir…“ als Beleg für diese Möglichkeit in die Diskussion eingebracht.

Doch was sagt Christus hier?

Bleibt in mir und ich in euch

Christus greift in Johannes 15 auf ein bekanntes at’lichtes Bild zurück. Israel wird dort bildhaft als von Gott angepflanzter Weinstock bezeichnet (Ps80:9), der jedoch fruchtlos bleibt und letztendlich gerichtet wird (Jes5:1-7; Jer2:20). An dieser Stelle setzt Christus an, und spricht von sich selbst, als dem wahren Weinstock. Er spricht also unmittelbar in die damalige Situation Israel’s hinein, in der Er und die Jünger sich befanden.

Was hat uns dieser Text in seiner mittelbaren Anwendung – insbesondere zum Thema „Heilsgewissheit“ bzw. „Abfall“ heute zu sagen?

Ich meine durchaus sehr viel!

15:1 Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärtner.  2 Eine jeglich Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jegliche, die da Frucht bringt, wird er reinigen, daß sie mehr Frucht bringe.  3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Christus unterscheidet hier, wie in den Gleichnissen zuvor, Ungläubige (fruchtlose Reben) und Glaubende (fruchtbringende Reben) im Bezug zu der jeweiligen Reaktion auf Sein Wort (Reinigung), also dem Evangelium und den Unglauben (Fruchtlosigkeit) respektive Glauben (Frucht) daran.

Zum einen redet Er von Reben, die „an Ihm“ sind. Diese werden vom Weingärtner an ihrer Fruchtlosigkeit erkannt. Zum anderen spricht er von den Reben „in Ihm“, welche Frucht bringen.

Jene Reben, die lediglich „an Ihm“ sind, bringen deswegen keine Frucht, weil Reben dies ohne Verbindung zum Weinstock nicht können und in der Konsequenz, abgeschnitten vom Leben, verdorren. Diese Reben werden vom Weingärtner weggenommen, gesammelt und ins Feuer geworfen. Matthäus spricht analog dazu in Mt13 vom Unkraut, das gesammelt wird um verbrannt zu werden.

Der Text mach deutlich, das an solchen Reben nie Frucht vorhanden gewesen ist. Wäre dies der Fall gewesen, hätte der Weingärtner diese wie es in Vers 2  steht, gereinigt, auf „das sie mehr Frucht bringe.“ Das sagt der Text.

Können nun Reben, die „in Ihm“ sind, einfach so bzw. Aus eigenem Antrieb abfallen? Der Text selbst gibt das nicht her. Man müsste es hineinlesen.

Die Behauptung lautet ja nun aber, man müsse „in Ihm“ bleiben, sonst fiele man ab. Nun wird die Möglichkeit, das eine Rebe einfach so abfiele, in dem Text nirgendwo auch nur vage angedeutet.

Im Gegenteil: Jede fruchtbringende Rebe ist „in Ihm“ und bringt ausschließlich aus diesem Grund Frucht. Das ist die natürliche Folge. Und da sie Frucht bringt, wird bzw. ist sie schon durch das Wort gereinigt (Eph5:26).

Eingewandt wird, das doch im Vers 4 und 5 steht „Bleibt in mir…“.

Widerspruch! Das steht dort eben nicht so!

4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen.

Dort steht:  „Bleibt in mir und ich in euch.„! Und: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht;„.

Bereits an dieser Stelle wird deutlich, daß das „bleibt in mir“ weniger eine Forderung an die Rebe darstellt,  als vielmehr zusammen mit „und ich in euch“ die Voraussetzung einer existierenden Verbindung für Frucht beschrieben wird.

Und der Text geht noch einen Schritt weiter, schließt prinzipiell jede Möglichkeit aus, das die Rebe selbst Frucht produzieren oder Einfluss darauf haben könnte:

„denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Christus sagt den Gläubigen vielmehr zu, das wer „in Ihm“ ist, auch  „in Ihm“ bleiben wird, was nicht zuletzt in unmittelbarer Wechselbeziehung zur  Verherrlichung des Vater dadurch steht.

7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

In dem Vers 16 kommt der Apostel Johannes nochmal auf die Ursache des Fruchtbringen zurück:

16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s euch gebe.

Fazit: Nicht eine eventuell revidierbare Entscheidung des Menschen führt zu bleibenden Glauben, sondern die Erwählung und Setzung durch Gott. Ein Abfall vom Glauben seitens des Gläubigen ist nicht möglich, da er in dieser Frage nichts ohne Christus bzw. aus sich heraus tun kann. Wir haben es hier keinesfalls mit einer Warnung, sondern vielmehr mit einer Verheissung zu tun!
sdg
apologet

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