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Irrtümer christlicher Frömmigkeit – Mission

begowlIn den ersten beiden Predigten dieser Serie hat Ronald Senk (Biblisch-Evangelische Gemeinde Ostwestfalen-Lippe) bereits mit zwei „Irrtümern christlicher Frömmigkeit“ aufgeräumt. Es sind vor allem schwärmerische Ideen aus der Heiligungsbewegung, die jedoch bereits lange Einzug gehalten haben in die Praxis vieler evangelikaler Gemeinden und auch vor Landeskirchen und reformierten Gemeinden keineswegs halt machen. Sollte oder muß ein Christ „Stille Zeit“ (->PDF) machen, oder sollen/können Christen zu Lebzeiten „Christus ähnlich“ (->PDF) werden. Diese und weitere Themen behandelt R. Senk in dieser Serie gründlich und schriftorientiert. Im Teil 3 geht es um die Frage ob und inwieweit Mission Priorität im Leben eines Christen besitzt.

Wie bereits in den ersten beiden Predigten gelingt es R. Senk die Schwachpunkte, scheinbar fundamentaler christlicher Basics, offenzulegen. Leider existiert diesmal keine Audioaufnahme:

MISSION – GOTTES PRIORITÄT FÜR DIE GEMEINDE? (->PDF)

5 Kommentare

  • math1as

    Zuerst ich finde es gut das auf Misstände hingewiesen wird aber wir
    müssen in unserer Exegese sauber sein der Vortrag hat mich ziemlich überrascht hab aber dann nachgeforscht und wollte sie darauf hinweisen das in dem Vortrag ein ein nicht historisch christliches Bild vermittelt wird. Ich muss zu geben dass ich die PDF nicht gelesen habe allerdings ist das angegriffene Bild in vielen Punkten mit dem historischen ident und nicht eine Erfindung des modernen (schwärmerischen) Evangelikalismus.

    Wegen Quellen zu meiner Behauptung siehe Calvins Kommentar (http://www.ccel.org/ccel/calvin/commentaries.i.html ) zu den Kernversen und andere historische Auslegungen (http://www.ewordtoday.com/comments/) dazu. Außerdem Mac Arthur Studienbibel und ESV-Studybible. zum Beispiel 2.Kor 3,18 alle gehen von einer bereits stattfindenden Verwandlung (conformity oder transformity) aus.

    that the one and the other are not accomplished in us in one moment,
    but we must be constantly making progress both in the knowledge of
    God, and in conformity to His image, for this is the meaning of the
    expression from glory to glory Calvin http://www.ccel.org/ccel/
    calvin/calcom40.ix.iii.html

    • apologet

      Soweit ich nun den Kritikansatz richtig verstanden habe, wird darin vertreten, das im Kontext von 2Kor3,18 eine wesenhaft-substanzielle Umgestaltung des Gläubigen, hin zu einer fassbaren Christuswirklichkeit gelehrt bzw. dies beispielsweise auch von Calvin vertreten wurde.
      Das hat mich wiederum einigermaßen überrascht, da die Positionierung Calvins zu solch spiritualistischen Lehren m.W.n. eindeutig gewesen ist.

      Aber der Reihe nach. Bemängelt werden grundlegend die exegetischen Schlüsse des Vortrages. Problematisch ist, das keine konkreten Fehlschlüsse benannt wurden. Eine Lektüre des Manuskripts wäre da sicher angeraten. Wenn ich einen Blick in das Manuskript werfe, kann ich keine exegetische Unsauberkeit entdecken. Hier wären konkrete Hinweise nötig. Eventuell ist die jeweilige Hermeneutik unterschiedlich?

      Sieht man auf die grundlegenden reformatorischen Überzeugungen, kann festgestellt werden, daß der Grundsatz des Peccator in re Justus in spe mit konkretem futuristischen Vorbehalt allgemein vertreten wurde. Das heißt, daß der Gläubige lediglich in seiner Stellung vor Gott als Gerechter verstanden, im Tatbestand die lebenslange Existenz als Sünder erkannt wurde. Paulus führt in Röm8,23-26 aus, das der Gläubige als „Erstlingsgabe“ der vollen Erlösung zwar den Geist erhalten haben, aber unser adamitischer Leib keinesfalls erlöst ist. Hier existiert eine ausstehende himmlische Hoffnung (siehe auch Kol 1,5; Tit 3,7 etc.). Bereits im Kapitel 7 formuliert Paulus den vorhandenen Widerspruch zwischen dem Geist und dem Fleisch und ruft im Vers 24 verzweifelt aus:
      Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?

      Der forensische Aspekt der Rechtfertigung wurde seitens der Reformatoren also eindeutig bekannt, wenn vielleicht auch unterschiedlich stark betont, der effektive zwar nicht ungeschlagen, jedoch keineswegs als mystisch-subjektivistische Erfahrbarkeit verstanden. Wir sind durch die Erlösung befreit von 1. dem Fluch oder der Strafe der Sünde, 2. der Macht, 3. aber erst in der Ewigkeit bzw. Verherrlichung völlig von der Gegenwart der Sünde befreit. Wir sind gerecht erklärt, uns ist das ewige Leben verliehen, und wir sind in die Familie Gottes adoptiert (Röm3, 25; 5, 8-9; 2Kor. 5, 14-15; 1Petr. 2, 24; 3, 18).

      Bei der Verwandlung (metamorphoō ) von Herrlichkeit zu Herrlichkeit geht es ganz im Sinne des Calvin-Zitates um die wachsende Gotteserkenntnis und damit einhergehender Selbsterkenntnis aus dem Studium der Schrift, aus der eine grössere Bußfertigkeit (vgl. 1Joh3) erwächst. Das ist die spiegelnde Wirkung des Wortes Gottes. In seinem Hinweis auf die Anmerkung von Röm12,2 erklärt es j. McArthur ja auch keineswegs in der Weise wie angemerkt, denn hier geht es um die immer wiedergekehrende Aufforderung, einem Imperativ sich dem Wort Gottes entsprechend zu verhalten, nicht einer sich bereits vollziehenden Veränderung der Natur des Menschen an sich.

      sdg
      Andreas

  • math1as

    we must be constantly making progress both in the knowledge of
    God, and in conformity to His image – Calvin

    Wir müssen andauernd Fortschritt, in beidem der Erkenntnis Gottes und Ähnlichkeit(Gleichförmigkeit) zu ihm machen. – Übersetzung

    conformity heißt nicht Selbsterkenntnis. Das Buße und das Wort Mittel sind die uns Christus ähnlicher machen hab ich ja auch nicht verleugnet.

    Ich sage ja nicht das wir uns irgendwie mystisch in ein Gott gleiches Wesen verwandeln aber in unserem Wesen verändert werden. Also so wie wir handeln und denken was eine Auswirkung der Wiedergeburt (also neues Herz und Heiligen Geist in sich) ist . Ich will auf keinen Fall den forensischen Aspekt der Rechtfertigung schmälern.

    Ich kann exegetisch sicher nicht mit Herrn Senk mithalten und auch mit dir nicht, aber ich kann sehr wohl die Aussagen und Auslegungen vergleichen und meiner Meinung ist das Zeugnis dafür das wir jetzt in Form eines Prozess Christus ähnlicher werden sollen doch erheblich.

    MacArthur zu 2.Kor 3,18:
    werden verwandelt. Eine fortdauernde, fortschreitende
    Umgestaltung

    und zu Röm 12,12
    verändern. Das gr. Wort, von dem das Fremdwort »Metamorphose
    « stammt (ein Umwandlungsprozess, z.B. von einer Raupe zum
    Schmetterling), bezeichnet eine Veränderung der äußeren Erscheinung.
    Mit demselben Wort beschreibt Matthäus die Verklärung des Herrn
    (Mt 17,2). Genau wie Christus bei der Verklärung für kurze Zeit und in
    begrenzter Weise seine innere, göttliche Natur und Herrlichkeit zeigte,
    sollten Christen ihre innere, erlöste Natur hervortreten lassen, und zwar
    nicht nur einmal, sondern täglich (vgl. 2Kor 3,18; Eph 5,18). Erneuerung
    eures Sinnes. Diese Umwandlung kann nur geschehen, wenn
    der Heilige Geist unser Denken verändert, indem wir beständig die Bibel
    lesen und darüber nachdenken (Ps 119,11; vgl. Kol 1,28; 3,10.16; Phil
    4,8). Der erneuerte Sinn ist erfüllt und beherrscht vom Wort Gottes.

    Ich gebe hier noch den Ausschnitt aus der ESV zu 2.Kor 3,18 wieder:
    Paul continues his comparison of all Christians (we all) with Moses by using Moses‘ experience in Ex. 34:34 as the key to understanding the experience of the Christian. As a result of beholding the Lord through the ministry of the Spirit, the believer is being transformed (a process of sanctification over time, not an instantaneous change) into the same image of God that was distorted at the fall (see Gen. 1:26–27; 2 Cor. 4:4; 5:17; also 1 John 3:2). The “image” of God includes every way in which humans are like God, such as their moral character, their true knowledge, their many God-given abilities, and their dominion over creation (cf. Gen. 1:26–28), to be exercised with dependence on God as the Creator and giver of all things

    Matthew Henry zu 2. Kor 3,18:
    We should not rest contented without knowing the transforming power of the gospel, by the working of the Spirit, bringing us to seek to be like the temper and tendency of the glorious gospel of our Lord and Saviour Jesus Christ, and into union with Him. We behold Christ, as in the glass of his word; and as the reflection from a mirror causes the face to shine, the faces of Christians shine also.

    Calvin zu Römer 12,2:
    For since the whole world lies in wickedness, it behooves us to put off whatever we have of the old man, if we would really put on Christ: and to remove all doubt, he explains what he means, by stating what is of a contrary nature; for he bids us to be transformed into a newness of mind.

    Matthew Henry Römer 12,2:
    Conversion and sanctification are the renewing of the mind; a change, not of the substance, but of the qualities of the soul. The progress of sanctification, dying to sin more and more, and living to righteousness more and more, is the carrying on this renewing work, till it is perfected in glory.
    The work of the Holy Ghost first begins in the understanding, and is carried on to the will, affections, and conversation, till there is a change of the whole man into the likeness of God, in knowledge, righteousness, and true holiness. Thus, to be godly, is to give up ourselves to God.

    Kurt Vetterli:
    Zur Frage der Heiligung: ich würde sagen: Ja, Heiligung ist, Jesus ähnlicher zu werden. Die Heiligung geschieht durch das Wirken das Geistes an und in uns. Wie Du das antönst, denke ich, dass der Vorgang ein Geheimnis ist, den wir nicht wirklich ergründen können. Wir können allerdings der Heiligung zuträglich sein oder auch im Weg stehen. Phil 2:12-13 ist hier aufschlussreich. Paulus schreibt: „bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern, denn Gott ist es, der beides in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen.“

    Das „denn“ erlaubt uns, den Satz umzukehren und ein „Weil“ vornedran zu stellen. Sinngemäss etwa so: „Weil Gott alles in uns wirkt – das wir geheiligt werden wollen und es auch können – sollen wir auch mit aller Kraft mitarbeiten, dass es geschehen kann.“ Gott ist der Initiator, oder wie es auch der Autor des Heb sagt: Christus ist der Anfänger und der Vollender unseres Glaubens. Alles, was für das Reich Gottes und seine Erfüllung in und an uns wichtig ist, gibt und tut Gott. Es geschieht etwas mit uns. Aber eben: wir können in gewisser Weise mitarbeiten. Wir können das tun, indem wir Gott mit aller Kraft gehorsam sind. Dort wo wir erkennen, was er in einer Situation von uns will, da sollen wir gehorchen und so erleichtern wir dem Heiligen Geist sein Werk. Wir sollen ihn nicht hindern, nicht ‚auslöschen‘, nicht betrüben.

  • apologet

    Mir ist die Bedeutung des Begriffes „conformity“ auch durchaus bekannt. Dazu auch keinen Widerspruch, jedoch handelt es sich dabei, das war und ist mein Punkt, um die Stellung vor Gott, nicht eine veränderte Natur des menschlichen Wesens. Der Glaube ist das Mittel und die Instanz im Gläubigen, mittels dessen sich dieser Gott naht bzw. agiert und in der praktischen Umsetzung mal mehr oder weniger christusähnlich ist. Je nachdem, wie weit er sich durch Gottes Wort/Geist prägen lässt. Wir werden beständig aufgefordert unserer Stellung gemäß zu leben.

    Auch bezüglich der so verstandenen „Wiedergeburt“ möchte ich insistieren. Diese bezeichnet nichts anderes als den durch das Wort Gottes bewirkten „Glauben„. Soweit unser Denken und Handeln in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes ist, „wandeln wir im Geist„. Wir verfügen nicht über einen Ort in unserem Wesen, in den der Heilige Geist wortwörtlich eingezogen wäre. Auch dies ist spiritualistisches Glaubensgut und findet keinen Rückhalt in der reformatorischen Lehre. M. Luther formulierte es auf seine anschauliche Weise so:

    Der Geist fährt einher auf dem Wagen des Wortes.

    Ich bin zudem keineswegs ein ausgewiesener bzw. akademisch-theologisch geschulter Exeget, orientierte mich lediglich an der reformatorischen bzw. reformierten Lehre. Aber selbst wenn Du – bezüglich Calvin – recht haben solltest, was ich so nicht sehe (siehe hier), muss jede Lehre stets selbst am Wort Gottes geprüft und ggf. reformiert werden. Insofern stimme ich Dir, sowohl was das Zeugnis der Reformatoren – hier Calvins – angeht, als auch dem was die Schrift selbst sagt nicht zu. Ich verstehe sowohl das Zitat Calvinsl wie auch die biblischen Aussagen anders.

    MacArthur beschreibt, so wie ich diesen verstehe, die Veränderung des Gläubigen als eben das, was ich bereits angeführt habe, als „Sinnesänderung“ in expliziter Verbindung mit dem Wort Gottes. In den Bibelstellen Hes11,19 bzw. Hes36,26 und Jer31,31 werden die Begriffe Wort und Geist synonym zueinander verwandt. So wie der Gläubige nach Joh3,5 durch den Geist wiedergeboren wird, geschieht dies nach 1Petr 1,23 durch das Wort. Die Worte Christi sind Geist und sind Leben. Man konnte diese Aufzählung schier endlos fortsetzen. Die „Verwandlung“ ist das vom Unglauben ins Glauben, aus dem geistlichen Tod ins Leben gerufen werden. Die äussere Veränderung wird beispielsweise durch das Töten unserer fleischlichen Glieder sichtbar, meint aber keinesfalls eine innerliche Veränderung im Sinne eines bereits irdischen Sterbens des adamitischen Fleisches. Dies ist und bleibt die noch ausstehenden Hoffnung des Gläubigen.

    Auch bei den anderen Zitaten, einschliesslich dem K. V’lis kann ich keine Bestätigung Deiner These entdecken. K.V. schreibt nichts über eine wesenhafte Veränderung zu einer spiritualistisch-mystischen Christusähnlichkeit. Wir sollen heilig sein, wie Gott heilig ist. Hierbei geht es m.V.n. um unser Denken und praktisches Handeln, das geprägt sein soll von Gottes Denken und Handeln unter der Prämisse, das es Gott in uns durch sein Wort bzw. Geist schafft, und nicht wir durch eine quasigöttliche Wesensveränderung aus der wir eigenständig so leben konnten wie es Gottes Wort entspricht.

    Schlußendlich sehe ich auch Deine angedeutete „Mitwirkung“ des Menschen anders. Es ist allein Gott, der alles in allem bewirkt. Ich sehe zwar sehr wohl die Verantwortlichkeit des Menschen, ebenso aber dessen völlige Unfähigkeit etwas aus sich heraus „mitzuwirken„.

    sdg
    Andreas

  • math1as

    Ich denke wir haben einfach zu unterschiedliche theologische Ansichten vll. denk ich ja wenn ich älter bin auch einmal so wie du und verstehe das ganze besser. Bis dahin freue ich mich an den anderen Artikeln in deinem Blog in denen wir gleicher Meinung sind. Zum Abschluss noch ein Vers mit Kommentar von Calvin.

    Kol 3,9 Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen10 und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat;

    Which is renewed in knowledge. He shews in the first place, that newness of life consists in knowledge — not as though a simple and bare knowledge were sufficient, but he speaks of the illumination of the Holy Spirit, which is lively and effectual, so as not merely to enlighten the mind by kindling it up with the light of truth, but transforming the whole man. And this is what he immediately adds, that we are renewed after the image of God. Now, the image of God resides in the whole of the soul, inasmuch as it is not the reason merely that is rectified, but also the will. Hence, too, we learn, on the one hand, what is the end of our regeneration, that is, that we may be made like God, and that his glory may shine forth in us; – Calvin