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Die Reformation – Dr. Carl Trueman

 

 

Die Reformation

Heute noch aktuell?

Carl R. Trueman

(Originaltitel: Reformation: Yesterday, Today and Tomorrow)

„Die Reformation stellt eine Bewegung dar, um Gott, so wie er sich in Christus offenbart hat, in das Zentrum des kirchlichen Lebens und Denkens zu platzieren … Ich möchte argumentieren, dass die Schlüsselerkenntnisse der Reformatoren heute genauso bedeutsam sind (und genauso auf heutige Situationen anwendbar), wie sie es im 16. Jahrhundert waren.“ In diesem Sinne begibt sich Trueman mit diesem Buch auf die Spur der Reformatoren und untersucht, in wieweit wir heute von ihnen lernen können.

Der Autor macht im wesentlichen 3 Themen als Herzstück der Reformation aus. In Kapitel 2 begegnen wir dem „Mann der Schmerzen“. Trueman stellt die „Theologie der Herrlichkeit“ der „Theologie des Kreuzes“ gegenüber, wie sie Martin Luther bei der Heidelberger Disputation zur Sprache brachte. „Außerdem ist es nicht nur das Menschsein Christi, das für Luther im Mittelpunkt steht – es ist das leidende Menschsein, denn es geschieht am Kreuz, in der Dunkelheit, in den Qualen und dem Elend jenes Todes, dass die siegreiche Gnade Gottes den Augen des Glaubens auf eine solch wunderbare und geheimnisvolle Weise gezeigt wird. Darum kann die gesamte Theologie Luthers ziemlich genau als ein in die Länge gezogener Versuch zusammengefasst werden, Männer und Frauen zu Gott in menschlicher Natur – Jesus von Nazareth – und zu ihm als dem Gekreuzigten hinzuführen.“

Das dritte Kapitel betont die zentrale Rolle der Bibel als Wort Gottes, durch das wir die Gnade Gottes in Jesus Christus kennenlernen können. Trueman betont: „Für die Reformatoren war die Bibel nicht bloß eine Quelle der Wahrheit; sie war genau der Kanal, durch den Gott in rettender Weise zu seinem Volk sprach.“

Im vierten und letzen Kapitel geht es um die Betonung der Heilsgewissheit, „denn solch eine Gewissheit des Glaubens fungiert im reformatorischen Protestantismus als weit mehr als ein bloßes Beruhigungsmittel für ein beunruhigtes Gewissen.“

Carl R. Trueman bietet mit diesem Buch wertvolle Denkanstöße und ermutigt dazu, die aus der Reformation gewonnenen Erkenntnisse auf das heutige (Gemeinde-)Leben und die Praxis (Liturgie, Verkündigung usw.) konsequent anzuwenden.

 

Dr. Carl Trueman: Is The Reformation over

2 Kommentare

  • Eule

    Im Zusammenhang insbesondere mit Röm 10, 17 (+) kann und muß die Frage nach Aktualität wie Legitimität reformatorischer Predigt und Theologie gerade auch innerhalb des protestantischen Christentums bejaht werden, weil das Zentrum kirchlichen Lebens stets bejaht werden muß, soll nicht ein politisch oder gar gnostisch verbrämter Christus in diese Mitte rücken. Tendenzen in diese Richtung bestehen. Der Apostel Paulus bereits hatte sich während seines Wirkens u. a. mit Frühformen der Gnosis auseinanderzusetzen, diesen mithin den Gekreuzigten entgegenzusetzen. Der mit dem Begriff der Königsherrschaft Gottes bezeichnete Gegenstand apostolischer Verkündigung ist zudem konstitutiv für das Thema der Theologie als sapentia experimentalis (Erfahrungsweisheit) insonderheit – der sündigende Mensch und der rechtfertigende Gott. In diesem Zusammenhang hat theologisches Denken somit seine unaufgebbare Norm an der Schrift, der Ur-Kunde jenes Heilsgeschehens, das da heißt: Jesus Christus, an das Holz gehängt. Die Reformation – nach wie vor aktuell? Noch einmal: Ja.

    (+) Zum Auftrag Christi s. Lk 24, 47 i. Vbg. mit Apg 10, 34-43 resp. 11, 18

  • Eule

    Zum Thema der Theologie als Wissenschaft und sapientia experimentalis sei an dieser Stelle nachträglich empfohlen:

    Oswald Bayer (2003) Martin Luthers Theologie. Eine Vergegenwärtigung. Tübingen, pp. 27-40